Nach dem Einsturz der Brücke in Genua: Bedenken wegen des Gentbrugge-Viadukts

Das E17-Viadukt in Gentbrugge wurde in den 60er Jahren gebaut, genau wie das Morandi-Viadukt in Genua und das mit ähnlichen Materialien. "Wir befürchten keinen sofortigen Zusammenbruch", erklärt die Bürgerinitiative ViaduKaduk, "aber das Gentbrugge-Viadukt hat Mängel, für die eine Lösung dringend notwendig ist".

Das Morandi-Viadukt auf der Autobahn A10 ist am Dienstag eingestürzt. Das Viadukt verbindet den Hafen und den Flughafen von Genua. Etwa dreißig Fahrzeuge stürzten in die Tiefe. Schon jetzt werden mindestens 39 Tote gezählt.

Noch befürchten die Anwohner des E17-Viadukt in Gentbrugge, einer Vorstadt der ostflämischen Provinzhauptstadt Gent kein ähnliches Drama. Aber was in Genua passierte, verstärkt ihre Angst.

Wie solide ist das Viadukt?

Denn das Viadukt in Gentbrugge befindet sich nicht in einem gutem Zustand. Es wurde in den 1960er Jahren gebaut, genau wie das Viadukt in Genua, und zwar mit dem gleichen Material: Spannbeton. Ganz anders ist aber die Konstruktion.

"Wir fürchten keinen Zusammenbruch in Gentbrugge", sagt Hans Verbeeck vom gemeinnützigen Verein Viadukaduk, der vor vier Jahren von Anwohnern gegründet wurde. Er prangert den Zustand des Viadukts an und fordert langfristige Alternativen, zum Beispiel einen Tunnel.

"Inzwischen ist aber eine gründliche Renovierung unbedingt notwendig", sagt Verbeeck, denn regelmäßig fallen faustgroße Betonbrocken herunter. In der Umgebung gibt es viele Schulen, dort wohnen viele Menschen und wegen des benachbarten Naherholungsgebiets Gentbrugse Meersen, ist dort sowieso viel los. Das Viadukt stellt für all diese Menschen eine potentielle Gefahr dar. Es fehlt aber an Geld und langfristigen Plänen", sagt Verbeeck.

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Renovierung dringend notwendig

Seit vier Jahren weiß die Agentur für Straßen und Verkehr – das flämische Straßenbauamt -, dass das Viadukt in Gentbrugge einer gründlichen Renovierung bedarf, aber umständliche Verfahren und fehlende Mittel sorgen für Verzögerungen. "Es gibt definitiv Pläne für eine gründliche Renovierung, aber es dauert lange. In der Zwischenzeit versuchen wir, das Viadukt und seine Umgebung so sicher wie möglich zu halten. Die Brücke wird nun jährlich überprüft, während andere Brücken nur noch alle 3 bis 5 Jahre überprüft werden. Und wo wir können, organisieren wir kleine Instandsetzungsarbeiten", sagt Irene van der Craats vom Straßenbauamt. "Wir wissen, dass manchmal faustgroße Betonbrocken herunterfallen, und was lose ist, entfernen wir selbst. Im Moment läuft eine weitere Studie, nächstes Jahr suchen wir ein Unternehmen, und dann werden die großen Arbeiten beginnen".

Ein Großprojekt, denn das Autobahnviadukt E17 in Gentbrugge ist 1,7 Kilometer lang. Die komplette Sanierung wird frühestens 2022 abgeschlossen sein. Der Verein Viadukaduk denkt unterdessen weiter über Alternativen zum Viadukt nach, "denn Lärm und Feinstaub wirken sich auch sehr negativ auf die Anwohner aus", sagt Hans Verbeeck.

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