Das Pastinaken-Experiment oder: Wie beeinflussbar sind wir via Facebook?
Seit nunmehr ist die soziale Netzwerkseite Facebook ein Teil unserer Gesellschaft. Doch wie sehr kann Facebook unser tägliches Leben beeinflussen? Diese Frage stellte sich die neue VRT-Sendereihe „Facebook und ich“ nicht zuletzt nach dem Cambridge Analytica-Skandal vor einiger Zeit. Doch was haben Pastinaken damit zu tun?
In den letzten beiden Monaten des vergangenen Jahres konnte der Verkauf von Pastinaken in der ostflämischen Kleinstadt Eeklo deutlich gesteigert werden. In einem Lebensmittelgeschäft wurden in diesem Zeitraum etwa fünfmal mehr Pastinaken abgesetzt, als davor. Woran lag das? Ganz einfach: Werbung via Facebook.
Die Redaktion der VRT-Sendung „Facebook und ich“ („Facebook en ik“) hatte zielgerichtet Werbung in Eeklo über diese soziale Netzwerkseite geschaltet, die sich an weibliche Fans der hauseigenen Kochsendung „Tägliche Kost“ („Dagelijkse kost“) richtete und die deutlich nichts von Fastfood halten.
Dabei wurde das Pastinaken-Gemüse wärmstens empfohlen. Diese Werbeaktion entwickelte sich rasch und anhaltend zu einem Erfolg und sie beweist, wie einfach es ist, zielgerichtet und auf bestimmte Personenkreise zugeschnittene Werbung über Facebook wirkungsvoll zu schalten. Die Botschaften waren einfach. Mit Pastinaken nimmt man ab und dies wurde mit allerlei pseudowissenschaftlichen Berichten unterstrichen.
Die Aktion kostete unser Haus rund 550 €, also ein Bruchteil von dem, was z.B. Anzeigen auch in lokalen Printmedien kosten würden. In einem Lebensmittelladen stieg der Pastinaken-Umsatz um 300 % und in einem weiteren um 436 %. Im örtlichen Colruyt-Discounter wurde diesem fast vergessenen Gemüse sogar eine bessere Platzierung gewährt…
Damit ist im Vergleich mit dem Cambridge Analytica-Skandal im Frühjahr 2018 oder zu den mutmaßlich über soziale Netzwerke beeinflussten amerikanischen Präsidentschaftswahlen klar, dass so etwas sowohl im Kleinen, als auch im Großen funktionieren kann.