Armenische Familie aus geschlossenem Abschiebezentrum in ein offene Wohnung verlegt
Eine armenische Familie, die sich seit knapp einen Monat lang im geschlossenen Abschiebezentrum 127 bis in Steenokkerzeel (Foto) aufhalten musste, wird an diesem Montag in eine offene Anstalt verlegt. Dies teilte der flämische Kommissar für Kinderrechte, Bruno Vanobbergen am Montagmorgen gegenüber VRT NWS mit.
Die Familie, zwei Erwachsene und zwei in Belgien geborene kleine Kinder, werden am Montag in eine offene Abschiebewohnung verlegt, so Vanobbergen. Ursprünglich war geplant, dass sie am vergangenen Samstag an Bord eines Linienfluges aus Belgien abgeschoben werden sollte, doch aus nicht näher genannten Gründen wurde die Abschiebung abgeblasen. Die Familie Khmoyan ist bereits seit rund 10 Jahren in Belgien. Ein Asylantrag wurde aber ebenso abgelehnt, wie verschiedene Ersuche, zumindest ein Aufenthaltsstatut zu erreichen, dass sie aus der Illegalität holen sollte. Inzwischen bekam das armenische Ehepaar zwei Kinder.
Doch 2014 erhielten die Khmoyans die Aufforderung, Belgien zu verlassen und tauchte danach unter. Die älteste Tochter allerdings, die 8 Jahre alte Anna-Maria, ging in Antwerpen zur Schule - in der Schule an der Reuzenpoort im Stadtteil Borgerhout, doch am 8. Januar wurden sie, ihre 2 Jahre alte Schwester und die Eltern von den Behörden aufgegriffen und in das geschlossene Abschiebezentrum 127bis in Steenokkerzeel in der Nähe des Brüsseler Nationalflughafens von Zaventem gebracht. Dieser Fall sorgte in Belgien für Diskussionen und auch für Unmut in der Schule, die Anna-Maria besuchte, und Flanderns Kinderrechtekommissar Bruno Vanobbergen schaltete sich sofort ein.
Der Anwalt der armenischen Familie deutete an, dass ein neuer Antrag auf Bleiberecht gestellt werden soll. Dies soll ein "Antrag im Namen der Kinder" sein. Die beiden Kinder sind ja in Belgien zur Welt gekommen.
Psychische Probleme bei Achtjähriger
In diesem Abschiebezentrum in Steenokkerzeel sind Familientrakte eingerichtet, doch es bleibt ein geschlossenes Zentrum, in dem auch Familien mit Kindern eingesperrt werden. Belgien ist international bereits mehrmals wegen der Tatsache verurteilt worden, dass auch Kinder in Abschiebehaft genommen werden. Zudem hatte ein Kinderpsychiater im vorliegenden Fall festgestellt, dass Anna-Maria in diesem Zentrum unter psychischen Probleme leidet.
Laut geltendem belgischen Gesetz dürften Familien mit Kindern im Höchstfall vier Wochen lang in einem geschlossenen Abschiebezentrum interniert werden, so Kinderrechtekommissar Vanobbergen in der VRT. Wahrscheinlich hat die Verlegung der Khmoyans damit zu tun, dass diese Frist bald anlaufen wird. Der Vorgang der geplanten Abschiebung der Familie ist damit allerdings wohl nicht abgeschlossen. Inzwischen soll eine weitere armenische Familie mit Kindern ebenfalls vor ihrer Ausweisung stehen. Auch hier soll es sich um eine Familie handeln, deren Kinder in Belgien zur Welt gekommen sind.