Aalster Karneval: UNESCO bittet Belgien um Erklärung zu umstrittenen Spruchbändern

Unesco, die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur, hat den belgischen Botschafter gebeten, den Karnevalswagen mit der Figur eines Juden mit Hakennase und dem Text "Unesco, was für ein Witz" zu erklären. Das ist aus Kreisen der Unesco bekannt geworden.

Ein Karnevalswagen beim diesjährigen Umzug löste eine Polemik aus. Auf dem Wagen befanden sich eine Reihe von jüdischen Klischeefiguren, die Juden mit einer Hakennase und Rohrlocken darstellten. Jüdische Organisationen reichten eine Beschwerde ein. Der Karneval von Aalst steht auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Die UN-Organisation untersucht nun, ob der Aalster Karneval noch auf diese Liste gehört. Eine Entscheidung hierzu soll im Dezember getroffen werden.

Die jetzt aufgetauchten Spruchbänder machen sich nach Angaben ihres Herstellers über die UNESCO lustig. Auf den Bändern stehen Slogans wie "weir lachten mé iederjn" (Wir lachen mit allen). Ein weiteres Band zeigt den Slogan "zé emmen me ons oeik gelachen" (Sie haben uns auch ausgelacht) über ein Gebetsbild eines Muslimen.

Gegenüber der Presse sagte der Bürgermeister von Aalst Christoph D'Haese (N-VA), dass das ein "unglücklicher Zeitpunkt" sei. Vor kurzem hatte er den Aalster Karneval noch bei der UNESCO in Paris verteidigt. In der Debatte präsentierte sich der Bürgermeister von Aalst als konsequenter Verteidiger des Rechts auf freie Meinungsäußerung, Spott und Satire. Dabei stellte er den Kontext des Aalster Karnevals in den Mittelpunkt seiner Argumentation.

D'Haese ist mit den Karnevalsbändern nicht zufrieden, sieht diesen Fall aber als Einzelfall an. "Sie werden den Preis der Subtilität nicht gewinnen", gibt D'Haese zu. Wieder einmal geht der Bürgermeister von keinen bösen Absichten aus. Die Frage, die die Unesco an Belgien über die neue Kontroverse gerichtet hat, ist D'Haese noch nicht gestellt worden. Aber er bezweifelt, dass der Vorfall eine Rolle im Verfahren zur Anerkennung des Karnevals von Aalst spielen werde.

Der stellvertretende Generaldirektor Ernesto Ottone Ramirez hatte bereits erwähnt, dass der Geist der Satire im Karneval von Aalst und die Meinungsfreiheit nicht als Entschuldigung für "solche Manifestationen des Hasses" dienen könnten. Das Gleichstellungszentrum Unia verteidigte am Donnerstag allerdings den Karneval von Aalst, weil es keine bewussten Aufrufe zum Hass auf Juden gegeben habe.

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