Coronakrise hat starke Auswirkungen auf Investitionspläne der Unternehmen
Die Coronakrise hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Investitionspläne der Unternehmen in Europa. Das geht aus dem jährlichen Investitionsbarometer, das am Donnerstag von der Beratungsfirma EY vorgestellt wurde, hervor. Fast neun von zehn Unternehmen planen, ihr Investitionsprojekt zu reduzieren, zu verschieben oder zu streichen. Ferner war für Belgien die Wahrnehmung der zukünftigen Attraktivität unseres Landes unter ausländischen Investoren noch nie so niedrig wie heute.
Dennoch war das vergangene Jahr ein gutes Investitionsjahr für Belgien. 267 ausländische Investitionsprojekte wurden angezogen, was zur Schaffung von 5.401 Arbeitsplätzen führte. Belgien bleibt unter den ersten fünf Ländern in Europa, nach Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Spanien. Im Vergleich zu 2018 - einem Rekordjahr - gab es einen leichten Rückgang von 4 Prozent.
Positiv zu vermerken ist, dass die Mehrheit (197) neue Investitionsprojekte sind, was laut EY eine solide Grundlage für das Wachstum von morgen bilde.
Flandern bleibt bei weitem die attraktivste Region für Investitionen (127 Projekte), aber Wallonien (64) und Brüssel (76) haben noch nie so gut abgeschnitten und ein Wachstum von 33 Prozent bzw. 25 Prozent verzeichnet. In Flandern wurde fast ein Viertel weniger investiert. Im Gegenzug dazu steht die Wahrnehmung, dass die Attraktivität Flanderns als Investitionsstandort weiter zugenommen hat, während Brüssel und insbesondere Wallonien an Boden verlieren. "Die verschiedenen Behörden werden daher ihre Anstrengungen verstärken müssen, wenn sie weiterhin ausländische Investoren anziehen wollen", argumentiert EY, die auch der Meinung ist, dass mehr Zusammenarbeit notwendig sei, um das Image Belgiens zu verbessern.
Insbesondere jetzt, da viele Unternehmen ihre Investitionspläne aufgrund der Verbreitung des Coronavirus geändert haben. Nur 11 Prozent halten an ihrem ursprünglichen Plan fest, 51 Prozent erwarten einen leichten Rückgang und 15 Prozent einen deutlichen Rückgang ihrer Investitionen. Ungefähr 23% plant, sein Projekt bis 2021 zu verschieben. Darüber hinaus sind auch laufende Investitionsprojekte von der Coronakrise betroffen: ein Viertel wurde verzögert und 10 Prozent wurden gestrichen.
Die Beratungsfirma spricht von "einer beispiellosen Situation", gegen die "eine starke Politik" erforderlich sei. Um die Attraktivität Belgiens zu erhöhen, befasst sich die Firma EY hauptsächlich mit der politischen Situation und dem Steuersystem. Für Unternehmen, die hier bereits aktiv sind, scheint sich fast die Hälfte (47%) über die politische Instabilität Sorgen zu machen. Und obwohl der durchschnittliche Steuersatz in den letzten Jahren gesunken ist, bleibt er im europäischen Vergleich hoch. EY plädiert für einen Körperschaftssteuersatz von 20%, mehr Vereinfachung und niedrigere Arbeitskosten. Bildung sei ebenfalls ein wichtiges Element zur Steigerung unserer Attraktivität, heißt es. "Die Basis ist gut, aber in einigen Bereichen wie Digitalisierung, technologisches Wissen, Sprachkenntnisse und Unternehmertum gibt es Raum für Verbesserungen."
Bemerkenswert für Belgien sei zudem die Bedeutung der grünen Technologien: Fast ein Drittel der befragten Unternehmen glaubt, dass dieser Sektor der wichtigste Wachstumsmotor für die belgische Wirtschaft sein werde.
Letztes Jahr lag das Thema gerade mal auf dem fünften Platz. "Wenn die öffentlichen Behörden weiterhin die notwendige Unterstützung und Investitionen in diesem Sektor bereitstellen, könnte Belgien bei grünen Technologien führend werden", glaubt der Berater.