Flanderns Gesundheitsminister Wouter Beke beruft sich auf "kollektive Fehleinschätzung"
Der Corona-Ausschuss des flämischen Parlaments traf heute zusammen, um den christdemokratischen flämischen Gesundheitsminister Wouter Beke (CD&V, Foto) und die Leiterin der Taskforce zur Ermittlung von Kontaktpersonen von Corona-Infizierten, Karine Moykens, zu befragen. Herr Beke verteidigte sein Vorgehen mit Nachdruck und berief sich dabei auf eine "kollektive Fehleinschätzung".
Der Vorsitzenden des Corona-Ausschusses, der grüne Oppositionsabgeordnete Björn Rzoska, stellte zu Beginn der Sitzung klar, der flämische Gesundheitsminister Beke werde nicht in der Lage sein, schwierige Fragen bezüglich der Seniorenheime während der Coronakrise zu vermeiden. Er äußerte sich auch besorgt über das flämische System zur Ermittlung von Kontaktpersonen der an Covid-19 Erkrankten: "Ich stelle fest, dass Gouverneure und Bürgermeister ein eigenes System einrichten. Das ist ein Zeichen dafür, dass das flämische System, das wir mit 100 Millionen Euro Steuergeldern aufgebaut haben, nicht funktioniert".
Wir haben zunächst den Charakter des Virus und seine Auswirkungen kollektiv falsch eingeschätzt
Der flämische Gesundheitsminister Wouter Beke verteidigte sich mit der Feststellung, dass "wir zunächst den Charakter des Virus und seine Auswirkungen kollektiv falsch eingeschätzt haben". Beke bemerkte, dass ein Angebot der belgischen Behörden, den Umgang mit Pflegeheimen zu koordinieren, zu spät kam und nicht mehr notwendig sei. Er bestand darauf, dass zudem der von der Bundesregierung vorgeschlagene Ansatz zu sehr auf Krankenhäuser ausgerichtet war.
Minister Beke fügte hinzu, dass die Situation in flämischen Pflegeheimen früher unter Kontrolle gebracht worden sei als in Brüssel oder Wallonien. Der flämische Gesundheitsminister versprach auch, die Lohn- und Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte in Seniorenheimen zu verbessern und diese an das Pflegepersonal in Krankenhäusern anzupassen.
Probleme mit der Ermittlung von Kontaktpersonen schnell beheben
Karine Moykens, die Leiterin der Taskforce zur Ermittlung von Kontaktpersonen von Corona-Infizierten, kündigte im gleichen Parlamentsausschuss an, dass bereits heute ein Brief an die Labors, die Coronatests durchführen, und an die Krankenhäuser gehen werde, in dem diese gebeten werden, dem Gesundheitsinstitut Sciensano die aktuellen Ergebnisse elektronisch und innerhalb einer Stunde zu übermitteln.
Gegenwärtig können bei diesem Prozess bis zu 2 Tage verloren gehen. Dieses Problem ist dringend, weil Sciensano die Informationen benötigt, um sie an die Callcenter weiterzuleiten, in denen Kontaktverfolger arbeiten. Künftig wird Sciensano den Callcentern dreimal täglich statt wie bisher einmal ein Informationsupdate zur Verfügung stellen.
Bereits Ende dieser Woche werden Personen, die einen verpassten Anruf von einem Kontaktverfolger erhalten, das Callcenter zurückrufen können. Bisher ist dies nicht möglich.
"Ende August wird ein neues System in Betrieb genommen", sagt Moykens, "aber schon jetzt werden Schritte innerhalb des Verfahrens beschleunigt und verbessert".