Alexander De Croo von den flämischen Liberalen wird Premierminister

Belgiens neuer Premierminister heißt Alexander De Croo ist 44 Jahre und der Sohn des ehemaligen Ministers, Parlamentsvorsitzenden und Parteivorsitzenden der Liberalen, Herman De Croo. Er tritt die Nachfolge von Sophie Wilmès von den frankophonen Liberalen (MR) an und ist der erste Premierminister aus Flandern seit 2011.

Die Parteien der Vivaldi-Koalition aus Sozialisten, Liberalen und Grünen der beiden Sprachgemeinschaften und der flämischen Christdemokraten haben sich am Mittwochmorgen auf einen neuen Premierminister für Belgien geeinigt.

An der Spitze der neuen Regierung aus sieben Parteien steht Alexander De Croo, der mit 33 Jahren in die Politik eintrat und heute zu den Wahltenören der Open VLD gehört.

Foto: im Gespräch mit seinem Vater Herman De Croo, der die belgische Politik über Jahrzehnte geprägt hat.

BELGA

In der vorigen Regierung von Charles Michel (MR) war De Croo Vize-Premierminister und Minister für Entwicklungszusammenarbeit, Digitalisierung, Telekommunikation und Post. Er legte sich mit der Geschäftsführerin von Proximus, Dominique Leroy an, setzte Solidarität in der Entwicklungszusammenarbeit um und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck auf dem internationalen Parkett.

Foto: Vereidigung beim König als Minister in der Regierung von Charles Michel

BELGA

In der Regierung entwickelt De Croo sich zum politischen Schwergewicht, u. a. während der Haushaltsverhandlungen. Dass seine Partei ihn in die Verhandlungen über eine neue Regierung schickt, kommt nicht überraschend. Im Duo mit Paul Magnette (PS) gelingt Alexander De Croo der Durchbruch für eine neue belgische Regierung, mehr als 500 Tage nach den Parlamentswahlen im Mai 2019.

Werdegang als Politiker

BELGA/MAETERLINCK

Der Sohn von Herman De Croo ist ein Spätzünder in der Politik: Er machte den Abschluss als Betriebswirt an der flämischen VUB und arbeitete mehrere Jahre für ein Beratungsbüro, bevor er sich selbstständig machte. Erst 2009 kann ihn sein Vater überzeugen, ihm in die Politik zu folgen. Als Kandidat auf der Liste für die Europawahlen  der Open VLD kann De Croo Junior 47.000 Stimmen  für seine Partei gewinnen. De Croo traut sich daraufhin auch den Parteivorsitz zu und tritt die Nachfolge von Guy Verhofstadt an der Parteispitze an.

Im April 2010 muss die Regierung unter dem flämischen Christdemokraten Yves Leterme sich mit einer Lösung für die Spaltung des Verwaltungsbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde beschäftigen, ein alter Zankapfel zwischen Flamen und Wallonen. Um Druck auszuüben, zieht De Croo „den Stecker“ aus der Regierungskoalition um Premierminister Yves Leterme. Es kommt zu Neuwahlen, bei denen die flämischen Liberalen eine herbe Niederlage einstecken. Nicht aber ihr Vorsitzender: Alexander De Croo kann auf der Liste für den Senat 301.000 Vorzugsstimmen holen.

2012 gibt er den Senatsvorsitz auf, um in der Regierung von Elio Di Rupo (PS) das Amt als Vize-Premier- und Pensionsminister von Vincent Van Quickenborne anzutreten, der das Bürgermeisteramt in Kortrijk übernimmt.

In der darauffolgenden Regierung von Charles Michel (MR) erweist sich Alexander De Croo als einer der wichtigsten Akteure in der Bundesregierung. 

Befürworter der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau

Der neue belgische Premierminister hat den Ruf, ein ausgesprochener Befürworter der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zu sein. 2018 fasste De Croo seine Standpunkte in dem Buch De eeuw van de vrouw: hoe feminisme ook mannen bevrijdt zusammen, in dem er für die vollständige Gleichberechtigung plädiert. Die Rolle der Frau wird weltweit mit zu wenig Ehrgeiz und zu vielen Vorurteilen bedacht, hat der Minister und frühere Unternehmenschef erfahren. Man darf auf die Zusammenstellung seiner Regierungsmannschaft also gespannt sein. 

Foto: im Gespräch mit der ersten belgischen Premierministerin überhaupt: Alexander De Croo und Sophie Wilmès.

Meist gelesen auf VRT Nachrichten