Frachtverkehrsprojekte sollen am Hafen von Antwerpen LKW-Fahrten vermeiden oder besser staffeln
Im Hafen von Antwerpen haben einige Experimente im Containerverkehr dafür gesorgt, dass tagsüber etwas weniger Lastwagen rund um die Scheldemetropole unterwegs sind. Dazu gehören mehr nächtliche Ladevorgänge und der Einsatz von mehr Containerzügen, wie die flämische Tageszeitung Gazet Van Antwerpen in ihrer Wochenende-Ausgabe meldet.
Seit einiger Zeit lässt die auch in Antwerpen am MPET-Terminal ansässige Reederei MSC an ihren Containerdepot Medrepair S11 auch in der Nacht arbeiten. Medrepair ist nachts zum Laden und Löschen von Containern geöffnet, was bedeutet, dass viele Container-LKW auch zu nächtlicher Stunde hierherkommen und das Terminal auch wieder verlassen. Im Zeitraum Januar bis August 2020 hat sich das Volumen der nächtlichen Ladevorgänge im Vergleich zum Vorjahr, als das Projekt startete, fast verdoppelt. Damit können schon jetzt monatlich rund 1.800 LKW-Fahrten am Tage vermieden werden.
MSC beteiligt sich mit diesem Projekt an der Initiative „Slim naar Antwerpen“ („Schlau nach Antwerpen“) der Stadt Antwerpen, mit dem die Verkehrsströme rund um die City und in den umliegenden Ortsteilen, Industriegebieten und Hafenanlagen auf Dauer entschärft werden sollen.
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Weiteres Projekt
Mit einem ähnlichen Anliegen arbeitet auch die Güter- und Logistiksparte der belgischen Eisenbahngesellschaft NMBS/SNCB, Lineas, die im Antwerpener Hafengebiet mehr Containerzüge einlegen will. Ein erstes Projekt von Lineas ist eine Kooperation mit dem Logistik- und Hafenlagerunternehmen Tabaknatie. Auf dem Gelände dieses Unternehmens (in der Nähe eines Autobahnanschlusses an der E17) werden Container gesammelt und gestapelt, um konzentriert auf weniger Fahrten auf Lastwagen vor Ort umgeladen zu werden bzw. von dort aus direkt auf die Hochseeschiffe.
Im Vorfeld auf die Inbetriebnahme der sogenannten „Oosterweel“-Verbindung, ein umfangreiches Verkehrsprojekt, dass die gesamten Verkehrsströme in und um Antwerpen neu leiten wird, sollen Container nicht mehr ausschließlich mit LKW hierhergebracht oder von diesen hier abgeholt werden, sondern schlicht und einfach mit Zügen von Lineas ab Standorten, die außerhalb von Antwerpen liegen. Lineas wird ab 2022 neue Umlade-Standorte im Hafen von Gent (Ostflandern) und in Kortrijk (Westflandern) einrichten, von denen aus die Container per Zug nach Antwerpen gebracht bzw. dort wieder angeholt werden. Damit sollen auf Jahresbasis in einer ersten Phase bis zu 20.000 LKW-Fahrten eingespart werden.
Beide Initiativen und Projekte werden von der Stadt Antwerpen und vom belgischen Bundesland Flandern bezuschusst. Dass sich das langfristig lohnen könnte, zeigt sich an einer Zahl: Derzeit ist die Kapazität des Straßenverkehrsnetzes vor allem im Bereich Güterverkehr rund um Antwerpen zu 125 % ausgelastet…