Bedrohtes Kulturerbe? Wie steht es um die Kohlenwäsche in Beringen?
Einige der alten Bergbaugebäude der früheren Zeche in Beringen in der flämischen Provinz Limburg gehören zu den am stärksten bedrohten Industriedenkmäler in Europa. Vor allem die monumentale Kohlenwäsche der Zeche von Beringen ist teilweise immer noch in schlechtem Zustand. Die Flämische Vereinigung für Industrielles Kulturerbe hatte dieses Gebäude bei „Europa Nostra“ gemeldet. Jetzt hat sich die flämische Denkmalschutzbehörde dazu entschlossen, weitere Teile des Gebäudes zu restaurieren und macht auch Geld dafür frei. Doch ein anderer Bereich der Kohlenwäsche ist weiter bedroht, denn Flandern will ihn teilweise abreißen und lediglich symbolisch die monumentalen Umrisse erkennen lassen.
Die Zeche in Beringen war eine der wichtigsten und eine der letzten Zechen in der flämischen früheren Bergbauprovinz Limburg. Sie wurde 1989 als vorletzte ihrer Art in Belgien geschlossen. Schon in den 1990er Jahren wurden diese aus mehrheitlich den 1920er Jahren stammenden Gebäude aus Ziegelstein und Stahl unter Denkmalschutz gestellt und 2003 trafen die Behörden im belgischen Bundesland Flandern den Beschluss, diese zu restaurieren. Dies aber erwies sich als sehr teuer und nur einige Bereiche der Zeche von Beringen wurden renoviert. Dort ist heute auch das belgische Bergbaumuseum untergebracht.
Doch auch die bisher nicht restaurierten Gebäude der Zechenanlage sind wichtige Zeugen der hiesigen Bergbaugeschichte. Vor allem die monumentale Kohlenwäsche ist nach Ansicht von Fachleuten unentbehrlich, um die Arbeit der Kumpels von damals nachvollziehen zu können. Der Plan, einige Nebengebäude abzureißen, um sich auf die wichtigsten Bauten zu konzentrieren, besteht schon länger, ist aber bis jetzt noch nicht umgesetzt worden. Das ändert sich gerade.
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"Europa Nostra"
Die Flämische Vereinigung für Industrielles Kulturerbe meldete die Vorgänge vor einigen Jahren der europäischen Kulturerbe-Einrichtung „Europa Nostra“, ein 1963 gegründeter europäischer Denkmalschutz-Verbund mit Sitz in Den Haag. Er vertritt die Interessen von mehr als 400 Nichtregierungsorganisationen (NGO’s) und Privatpersonen aus 45 Ländern gegenüber der Europäischen Union, dem Europarat und der UNESCO.
„Europa Nostra“ nahm die Zeche von Beringen und im Besonderen die dortige Kohlenwäsche in ihre Listen der am stärksten bedrohten Industrie- und Architekturdenkmäler in Europa auf. Schon dies kann bei der Restaurierung helfen, denn „Europa Nostra“ will als Katalysator für Denkmalschutzprojekte fungieren.
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Proteste seit 2018
Der limburgische regionale Projektentwickler Be-MINE hat auf dem Gelände der vierteiligen Kohlenwäsche der Zeche Beringen viel vor, doch diese Kohlenwäsche steht unter Denkmalschutz. Be-MINE hatte 2018 ein Verfahren eingeleitet, diesen Denkmalschutz aufheben zu lassen und konnte dabei auch auf Teile der lokalen Politik zählen. Verschiedene Organisationen, die sich mit Denkmalschutz befassen, bzw. die sich um solche Objekte kümmern, haben dieses Verfahren angefochten.
Doch die Provinz Limburg erteilte Be-MINE die Abrissgenehmigung für die Kohlenwäsche 1 und 3 - trotz Denkmalschutz. Die Provinz argumentierte mit der Tatsache, dass es zu teuer sei, alle vier zugegeben enorm großen Kohlenwaschanlagen der ehemaligen Zeche in Beringen zu restaurieren und zu unterhalten.
Es könne nicht sein, so Denkmalschützer vor zwei Jahren, dass ein Gebäude, das zudem von der EU-Denkmalschutzbehörde „Europa Nostra“ als besonders schützenswert erachtet wird, abgerissen werden soll. „Dazu sind 1994 deutliche Absprachen getroffen worden. Die Kohlenmine von Beringen ist vollständig geschützt, damit zumindest eine komplette Anlage (in Flandern bzw. in Limburg (Red.)) erhalten werden kann. Und bei den anderen Zechengeländen in Limburg sollen demnach nur die markantesten Gebäude stehen bleiben. Und jetzt nimmt man dies zurück“, hieß es seinerzeit.
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Oktober 2020 - Zufriedenstellende Vorhaben?
Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die flämische Landesregierung den Kohlenwäschen 1 und 3 den seit 1994 geltenden Denkmalschutz entziehen wird. Nur die Fundamente, die Betonböden und die Gleise für die Kohlenzüge sollen erhalten bleiben. Allerdings will Flandern weitere 2 Mio. € investieren, um den Blick auf die monumentalen Ausmaße der Gebäude zu erhalten.
Die Kohlenwäschen 2 und 4 sind bereits seit einiger Zeit restauriert worden, doch für 1 und 3 scheinen die Tage gezählt zu sein. Landes-Denkmalschutzminister Matthias Diependaele (N-VA) sagte am Wochenende gegenüber dem VRT-Regionalsnder Radio 2/Limburg: „Wir werden die Sockel und die Größe der Gebäude erhalten. Es kann also etwas anderes an Stelle der Kohlenwäschen 1 und 3 entstehen. Die Aufhebung des Denkmalschutzes kann aber erst beginnen, wenn wir wissen, was das sein wird.“
Der Verein der Freunde des Bergbaumuseums Beringen stimmt den Plänen, wie sie jetzt aussehen, erst einmal zu, wie deren Vorsitzender Hans Hofer gegenüber der flämischen Regionalzeitung Het Belang van Limburg sagte: „Wir können uns damit zufriedengeben, aber nur unter der Bedingung, dass die Ausmaße der Gebäude erhalten bleiben.“
Jetzt ist es an Be-MINE, ein neues Projekt auszuarbeiten, dass den Ansprüchen entspricht. Bisher wurden in den Standort 20,5 Mio. € (ohne die jetzt fließenden weiteren 2 Mio. €) investiert. In der Kohlenwäsche 2, die bereits restauriert ist, befindet sich das „Erlebniszentrum Be-MINE PIT“ und die Kohlenwäsche 4 wird mit dem Ziel restauriert, ein Hotel und Büros zu beherbergen.