Überlastete Labore: Keine Symptome? Vorerst kein Test mehr nötig

Durch die sehr hohe Zahl an Coronatests in Belgien sind Personen, die aus sogenannten „roten Zonen“, also aus Corona-Risikozonen im Ausland zurückkehren, nicht mehr zu einem Test verpflichtet, wenn sie keine Symptome aufweisen. Das gleiche gilt auch für Personen, die Kontakt zu einer Hochrisiko-Person hatten. Aber, so eine entsprechende neue Vorschrift, sie müssen 10 Tage lang in Quarantäne gehen. Belgiens neuer Regierungskommissar Pedro Facon (Foto unten) erklärte, wo das Problem liegt.

Die belgischen Behörden ergreifen diese Maßnahme, da die Testlabore angesichts der extrem hohen Zahl an Coronatests pro Tag überlastet sind. Die Folge sind lange Wartezeiten auf die Testergebnisse bzw. auf einen Termin für einen sollten Test.

Demnach gibt für Personen mit Hochrisikokontakten oder für Rückkehrer aus Risikoländern oder -regionen vorerst auch keine Testpflicht mehr, sondern eine Verpflichtung, für 10 Tage in Quarantäne zu gehen. In solchen Fällen wurde die unlängst von 14 auf 7 Tage verkürzte allgemeine Quarantänedauer etwas verlängert.

Die Gesundheitsminister auf föderaler belgischer und auf regionaler und Landesebene haben sich darauf im Rahmen einer Videokonferenz einigen können. Nach Angaben des Virologen und Leiters des staatlich-belgischen Gesundheitsamtes Sciensano, Steven Van Gucht, wird dies die Zahl der vorzunehmenden Tests bis auf weiteres um rund 40 % senken können. In diesen Tagen werden in Belgien zwischen 60.000 und 70.000 dieser Tests durchgeführt. Davon sind aktuell über 15 % positiv.

Diese Regelung soll zunächst bis zum 15. November gelten. Bis dahin versuchen die belgischen Gesundheitsbehörden den Druck auf die Testlabore verringern zu können, mit dem Ziel, auf Dauer die Wartezeiten auf einen Testtermin oder auf ein Testergebnis senken zu können.

Die Gesundheitsminister wollen auch versuchen zu erreichen, dass auch medizinisches Personal aus anderen Bereichen solche Tests durchführen kann, wie z.B. angehende Mediziner, Medizinstudenten oder gar Pflegepersonal aus ganz anderen Sektoren. Die Zahl der unserem Land zur Verfügung stehenden Coronatests reicht aus und die Zahl der Testzentren wird ständig ausgebaut, doch es mangelt schlicht und einfach an ausreichend Personal, diese Tests auch auszuwerten. 

Wenn Patienten zu lange auf ihre Ergebnisse warten müssen, ist ein Test wertlos.“

Belgiens Corona-Kommissar Pedro Facon

Der neue Corona-Kommissar der belgischen Bundesregierung, Pedro Facon (Foto unten), sagte dazu am Dienstag deutlich: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Resultate schnell genug sind, um damit tun zu können. Wenn Patienten zu lange auf ihre Ergebnisse warten müssen, ist ein Test wertlos.“ Mehr als 60.000 bis 65.000 Test können pro Tag nicht durchgeführt werden, weil die Testkapazität in den Laboren momentan nicht ausreicht, so Facon.

Der Corona-Kommissar gab an, dass man die Laborkapazität in dieser Hinsicht in den vergangenen Wochen verzehnfacht habe, doch dies reiche durch die sich rasch entwickelnde zweite Welle gerade nicht aus. Aber, bis zum Jahresende werde diese Kapazität so ausgebaut, dass bis zu 100.000 Covid-19-Tests pro Tag abgenommen und analysiert werden können.

Bis dahin würde auch die Testart ergänzt. Zu den derzeit gebräuchlichen PCR-Tests kämen die neuen Schnelltests hinzu. Diese seien bereits angekauft, doch das Personal dazu müsse noch ausgebildet werden und die Logistik und die Digitalisierung für die allgemein gebräuchlichen Datenbanken und Kontakt-Verfolgungen muss angepasst werden, so Facon. 

Pedro Facon

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