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"Dieser Mann ist Teil des Problems": Heftige Kritik am Brüsseler Infektiologen und Klinikleiter Jean-Luc Gala

Bundesgesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) und der Virologe Marc Van Ranst kritisieren erneut den Infektiologen und Leiter der Brüsseler Saint-Luc-Klinik Jean-Luc Gala (Foto), der in einem Gespräch mit der flämischen Tageszeitung Het Laatste Nieuws seine Aussagen vom vergangenen Sommer wiederholte, dass der Zustand um das Coronavirus „weniger ernst ist“, als man dies erscheinen lasse.“ Für Van Ranst ist Gala aber eher „Teil des Problems.“

Der häufig in den frankophonen Medien zitierte Infektiologe und Leiter der Brüsseler Saint-Luc-Klinik, Prof. Jean-Luc Gala, hatte bereits im vergangenen Sommer behauptet, dass das Virus Covid-19 nicht so schlimm sei, wie es der Umgang damit in Belgien aussehen lasse. Und er nannte die bekannten belgischen Corona-Experten Marc Van Ranst (Virologe an der Universität von Löwen), Steven Van Gucht (Virologe und Leiter des staatlichen Gesundheitsamtes Sciensano) und Erika Vlieghe (Infektiologin an der Universitätsklinik Antwerpen) schlicht und einfach „Panikmacher“.

Gala wiederholt auch stets wieder, dass die Corona-Statistiken falsch interpretiert würden, denn dass, was aufgrund dessen entschieden werde, „sehen wir in den Krankenhäusern nicht.“ Jetzt sagt Gala gegenüber Tageszeitung Het Laatste Nieuws, dass die Schließung der Gastronomie unnötig sei: „Die Leute sind vorsichtiger geworden. Das ist das einzige, was sich verändert hat. Ich stelle fest, dass Corona viel weniger hart zuschlägt, als man uns glauben lassen will. Das unsere Krankenhäuser jetzt so unter Druck stehen, hat an erster Stelle mit dem Fakt zu tun, dass sie unterfinanziert sind.“ In einer Krise sei Panik niemals gut, so Prof. Gala, das Gegenteil sei der Fall: „Dieser Fast-Lockdown geht zu Lasten unserer Wirtschaft und unserer psychologischen Gesundheit.“

Gesundheitsminister Vandenbroucke: "Unvorstellbar leichtsinnig, was er erzählt"

Bundesgesundheitsminister Frank Vandenbroucke ist außer sich, angesichts dessen, was Prof. Jean-Luc Gala von sich gibt. Der flämische Sozialist verurteilte dies gegenüber der VRT-Sendung „Terzake“ („Zur Sache“) deutlich: „Es ist unvorstellbar leichtsinnig, was er erzählt. Es gibt einige elementare Fakten. Heute ist ein Viertel der Kapazität, über die wir verfügen, besetzt durch sehr kranke Menschen, die eine sehr intensive Behandlung brauchen. Das verdoppelt sich alle 8 Tage. Also ist bald die Hälfte dieser intensiven Kapazitäten weg. Was würde Herr Gala denn sagen, wenn ich hier ankündige, dass wir nächste Woche die Hälfte der Krankenhäuser schließen würde? Würde er sagen: Oh, das ist nicht so schlimm. Was würde er denn sagen, wenn es ab Mitte November keine Krankenhauskapazitäten mehr für ernsthaft Kranke gibt?“

Er möge vielleicht Professor sein, so der Minister, doch würde er dann auch noch sagen, dass das alles nicht so schlimm ist? „Man muss kein Infektiologe sein, um zu wissen, dass die Intensivbetten volllaufen und dass man, wenn sich das verdoppelt, echt mit dem Rücken zur Wand steht. Das sind einfach Fakten und müssen wir dagegen kämpfen.“ Vandenbroucke gab auch zu verstehen, dass er darüber gerne mit Prof. Gala debattieren würde.

Virologe Marc Van Ranst: "Dieser Mann ist Teil des Problems"

Der Virologe Marc Van Ranst kritisierte Gala ebenfalls sehr heftig. In der VRT-Sendung „De Afsprak“ („Die Verabredung“) sagte er, dass sich Prof. Gala als unverantwortlich erweise: „Was dieser Mann tut, ist ein Teil des Problems. Er sagte zum Beispiel, dass es keine zweite Welle geben werde. Er sagte auch, dass es in den Krankenhäusern keine Probleme gebe, denn er sehe nichts. Das ist falsch! Punkt! Das ist ein besonders großes Problem, auch für die Wallonie, denn dort glauben sie ihm noch. Er kommt dort jeden Tag ins Fernsehen.“

Van Ranst kann sich die Aussagen von Gala nicht erklären: „Wir haben eine zweite Welle und die Krankenhäuser liegen voll. Er lag falsch. Das muss einfach deutlich werden. Das ist jemand, der ein Problem leugnet und er leugnet es weiter. Das ist nicht gut. Man sollte ihm keine Aufmerksamkeit schenken.“ Dass Gala behauptet, dass er in Schweden mit seiner Vision zum Lager der Mehrheit gehören würde, findet Van Ranst eher lächerlich: „Dieser Mann wäre überall ein Sonderling und zwar unter allen Umständen.“ 

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