Nationalbank: "Längere aber weniger schwere Krise durch die zweite Coronawelle"

Nach Ansicht von Pierre Wunsch (Foto), Gouverneur der Belgischen Nationalbank (NBB), wird sich die Wirtschaft unseres Landes auch von der zweite Coronawelle erholen. Allerdings wird dieser Prozess etwas länger dauern, wobei die Probleme weniger schwerwiegend sein werden, als die nach der ersten Welle. Wie sieht das Maßnahmenpaket der Bundesbehörden aus? 

„Solange dieses Virus nicht unter Kontrolle ist, müssen wir die Wirtschaft weiter unterstützen“, so Nationalbank-Gouverneur Wunsch: „Die gute Nachricht ist, dass die Auswirkungen der Coronakrise auf die Wirtschaft im zweiten Quartal weniger groß waren, als erwartet. Im Mai und im Juni war die Fähigkeit unserer Wirtschaft, sich zu erholen, auch recht gut.“

Doch jetzt, in dieser zweiten Coronawelle, findet die Erholung ihr Ende, so Wunsch: „Mit den neuen Lockdown-Maßnahmen, die beschränkter sind, als die im März, werden wir deshalb auch eine weniger schwere, aber eine länger andauernde Krisenperiode haben.“ Im Rahmen ihrer neuen Corona-Vorschriften hat die Regierung ein neues Paket an Unterstützungsmaßnahmen geschnürt, das ein Volumen von einer halben Milliarde Euro hat.

Wie sehen diese Maßnahmen aus?

-      Verdoppelung der Vergütung im Rahmen des Krisen-Überbrückungsrechts für Selbständige, die ihre Geschäfte schließen müssen;

-      Für Selbständige, die ihre Geschäfte nicht schließen müssen, die aber Umsatzverluste hinnehmen müssen, wird dieses Überbrückungsrecht verlängert;

-      Sie Nebenkosten für die Sozialabgaben werden zeitweilig erlassen;

-      Die Behörden werden dafür sorgen, dass alle Beschäftigten ihr Weihnachtsgeld bzw. die Jahresendprämien ausbezahlt bekommen.

Flexibilität ist angesagt

Der NBB-Gouverneur geht davon aus, dass die vor dieser Gesundheitskrise begonnen wirtschaftlichen Sanierungsmaßnahmen außen vor gelassen werden können: „Wir müssen unsere Wirtschaft jetzt unterstützen, gerade auch, um einen Zusammenbruch zu vermeiden. Die Zinsen sind niedrig, also ist jetzt der Moment gekommen, um eine Art der Überbrückung zu ermöglichen, bis wir das Virus unter Kontrolle haben. Wir müssen flexibel sein und schauen, wie sich die Lage entwickelt. (…) Wir dürfen weder zu schnell, noch zu langsam sanieren.“

Die zu treffenden Maßnahmen sollen möglichst zielgerichtet sein, aber zeitlich beschränkt bleiben, um mittelfristig wieder zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen.

Das bedeutet, dass nicht zu viele strukturelle Maßnahmen zur Bewältigung der Coronakrise ergriffen werden sollten, damit diese nicht zu schwer auf dem Haushaltsdefizit wiegen: „Man kann die Schulden für die Dauer einiger Jahre steigen lassen, doch innerhalb eines bestimmten Zeitraums muss der Haushalt unter Kontrolle gebracht werden. (…) So lange die Krise andauert, hat eine Politik des Wiederaufschwungs wenig Sinn.“ 

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