Corona-News: Nothospital, Patientenverlegungen, Prostitutionsverbot, Formulare für Obdachlose…
In Verviers in der Provinz Lüttich ist das erste Corona-Nothospital Belgiens aufgebaut worden (Foto). Brüssel verbietet die Prostitution im Rahmen der Corona-Maßnahmen, Patienten aus Brüssel und Lüttich werden in andere Provinzen verlegt. Einige flämische Städte leiten die flämischen Corona-Maßnahmen schon früher ein. Einige Meldungen zu Covid-19 in Belgien in Kurzform.
Notkrankenhaus in Verviers
In Verviers in der Provinz Lüttich ist ein Notkrankenhaus aufgebaut worden. Dieses aus Messe- und Veranstaltungszelt errichtete Notkrankenhaus entstand auf dem Parkplatz des CHR-Krankenhauses der Stadt. Dort sind die Corona-Abteilungen bereits überfüllt. Mit dieser „Pop-up-Klinik“ will die Klinikleitung des CHR nicht nur mehr Platz schaffen, sondern auch effizienter arbeiten. 34 Covid-19-Patienten können dort behandelt werden.
Interessant dabei ist, dass die Vervierser Klinik nicht dabei auf das Hilfsangebot der belgischen Armee eingegangen ist, sondern dass sie auf Unternehmen und Mitarbeiter aus der regionalen Konzert-, Messebauer- und Veranstalterszene zurückgegriffen hat. Diese sind je bekanntlich aufgrund der Corona-Epidemie besonders stark betroffen und haben kaum bis keine Einnahmen.
Patienten aus Brüssel und Lüttich in andere Regionen verlegt
Seit Anfang Oktober wurden bereits über 140 Corona-Patienten aus der Region Brüsserl-Hauptstadt und aus der Provinz Lüttich in Krankenhäuser in Flandern verlegt. Die Tatsache, dass nicht wenige Krankenhäuser in Sachen Covid-19-Patienten an ihre Grenzen angelangt sind, macht solche Verlegungen nötig.
Insgesamt wurden bisher rund 400 solcher Patienten in andere Kliniken verlegt. Einige dieser Vorgänge fanden innerhalb einer Provinz statt, in anderen Fällen hingegen wurden Betroffene auch in eine andere Provinz transportiert. Inzwischen werden auch Patienten aus Belgien nach Deutschland gebracht. Beide Länder haben sich auf regionaler Ebene darauf geeinigt. Inzwischen klopft unser Land auch in den Niederlanden an, doch dort spitzt sich die Lage ebenso zu, wie bei uns in Belgien…
Prostitutionsverbot in der Brüsseler Hauptstadt-Region
Die Brüsseler Regionalbehörden haben im Rahmen ihrer strenger gestalteten Corona-Maßnahmen auch ein allgemeines Prostitutionsverbot bis zum 19. November erlassen. Das betrifft jegliche Art dieses Gewerbe: Straßenstrich, Stundenhotels, Rotlichtviertel, Sexclubs und -bars und auch alle anderen Formen von solchen Aktivitäten auf gewerblicher Art mit Körperkontakt.
Inzwischen fordern die Sexarbeiter und Sexarbeiterinnen in Belgien eine vernünftige Unterstützung von Seiten des Staates und der Politik. Der belgische Prostituierten-Verband UTSOPI verlangt, dass die Betroffenen finanziell unterstützt werden. Vor allem die weiblichen Prostituierten hätten oft keine gültigen Papiere und damit kein Anrecht auf irgendwelche Überbrückungs- oder Hilfsgelder. UTSOPI geht davon aus, dass die Frauen illegal und völlig unkontrolliert ihren Gewerbe weiter nachgehen werden, nur um finanziell überleben zu können. Dies wiederum sei in Sachen Corona sowohl für die Prostituierten, als auch für deren Freier sehr gefährlich.
45 % aller Unternehmen in Belgien befürchtet, einen neuen Lockdown nicht zu überstehen
Aus einer Umfrage der „Economic Risk Management Group“ (ERMG) der belgischen Behörden geht hervor, dass rund 45 % der Unternehmen in unserem Land Angst davor haben, einen zweiten Corona-bedingten Lockdown nicht überleben zu können. Die ERMG hatte sich bei gut 5.000 hiesigen Firmen aller Art umhört und dabei nachgefragt, welche Auswirkungen ein bis zu 6 Wochen langer Lockdown haben könnte.
5 % der Befragten sind sich sicher, damit in Konkurs gehen zu müssen - Trotz Überbrückungsgelder von Staat und Regionen. 45 % gehen davon aus, dass sie einen solchen Lockdown, wenn überhaupt, nur mit Hilfe von finanziellem Ausgleich überstehen können.
Was passiert mit den Obdachlosen in der nächtlichen Ausgangssperre?
In Brüssel prüfen derzeit Streetworker und andere Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen die Lage der Obdachlosen, die sich laut nächtlicher Ausgangssperre theoretisch zwischen 22 und 5 Uhr nachts nicht draußen aufhalten dürfen. Ihnen werden offizielle Bescheinigungen ausgestellt, die belegen, dass sie keinen festen Wohnsitz haben und derzeit auch nicht in sozialen Einrichtungen aufgenommen werden können.
Der regionale Brüsseler Sozialdienst Samusocial hat sich unterdessen mit den Polizeizonen der Region darauf einigen können, dass die Streifenbeamten in dieser Frage eine gewisse Toleranz an den Tag legen. Bisher wurden rund 2.500 solcher Atteste Obdachlosen in der Hauptstadt-Region ausgestellt. Viele von ihnen haben keine andere Wahl, als auf der Straße zu leben - Tag und Nacht.
Flanderns Städte und Gemeinden verschärfen ihre Maßnahmen schon jetzt
Mehrere Kommunen in Flandern wollen nicht bis Freitag warten, um die von der Landesregierung erlassenen strengeren Corona-Maßnahmen einzuleiten. Diese Maßnahmen greifen erst ab Freitag, 30. Oktober. Doch einigen Bürgermeistern und Stadträten dauert das zu lange und sie greifen den Ereignissen quasi vor.
Das ist in folgenden Städten im belgischen Bundesland Flandern so: Gent, Aarschot, Mechelen, Ostende, Löwen, Houthalen-Helchteren und Sint-Truiden. Nach Angaben des Flämischen Verbandes der Städte und Gemeinden (VVSG) ist dies juristisch möglich und kann mit der hiesigen kommunalen Gesetzgebung, z.B. durch Polizeiverordnungen, um gesetzt werden.
Vilvoorde am Brüsseler Rand in Flämisch-Brabant wird sich der nächtlichen Sperrstunde der Hauptstadt anschließen (von 22 bis 6 Uhr). In den flämischen Ortschaften Mol, Balen, Dessel und Retie in der Provinz Antwerpen werden die Maßnahmen sogar auf Kinder unter 12 Jahren ausgeweitet. "Das Virus ist auch bei Kindern präsent", hieß es dazu.
Schnelltestbus fährt bald quer durch Flandern
Ab Donnerstag wird ein Schnelltestbus in Flandern unterwegs sein. Die Dienstleistung dieses Busses kann z.B. von Unternehmen genutzt werden, die ihre Mitarbeiter auf Covid-19 testen lassen wollen. Rund 20 Minuten, nach dem der Bus das Unternehmen wieder verlassen hat, bekommt jeder getestete sein Resultat per WhatsApp zugesendet. Auch Privatleute können diesen Bus rufen.
Der Schnelltestbus ist eine Initiative der Solvas-Versicherungsgruppe und arbeitet mit Schnelltests vom Typ Abbott über Probeabnahmen durch die Nase. Laut Uniklink Löwen sind diese Tests vertrauenswürdig.
Schelltests der flämischen Regierung ab Mitte November
Die 4 Millionen Schnelltests, die die flämische Landesregierung bestellt hat, stehen derweil ab Mitte November zur Verfügung und sollen zielgerichtet ebenfalls in Unternehmen zur Anwendung kommen, aber auch im Pflegebereich und in Schulen. Solche Initiativen sollen die Labors entlasten, die derzeit zahllose Test so schnell wie möglich analysieren sollen, dies aber nicht immer zeitnah schaffen.