Versorgungssicherheit: Engie Electrabel will vier neue Gaskraftwerke bauen
Der Energiekonzern Engie Electrabel plant den Bau von vier neuen Gaskraftwerken, um ab 2025 den Strombedarf in Belgien zu decken. Dies melden die Wirtschaftszeitungen De Tijd und L’Echo in ihren Samstagsausgaben. Diese neuen Kraftwerke sollen eine Gesamtkapazität von 2.950 Megawatt (MW) haben, was mehr oder weniger der aktuellen Leistung des Kernkraftwerks von Doel bei Antwerpen mit seinen vier Meilern entspricht. Engie Electrabel reagiert mit diesen Plänen auch auf den Atomausstieg in Belgien.
Engie Electrabel hatte vor einiger Zeit angekündigt, weitere Investitionen in den Ausbau seiner Kernkraftwerke (Tihange bei Lüttich und Doel bei Antwerpen) einzufrieren. Die belgische Bundesregierung hatte unterdessen noch einmal unterstrichen, bis zum Jahr 2025 aus der Kernenergie auszusteigen.
Die Regierung behält sich zwar bis Ende 2021 vor, eine endgültige Entscheidung zu treffen, doch dies dauert dem französisch-belgischen Energiekonzern zu lang. Engie Electrabel sorgt mit seinen verschiedenen Kraftwerken derzeit für knapp 70 % der gesamten Stromerzeugung in Belgien und will jetzt den Bau neuer Gaskraftwerke angehen.
Vier große Projekte für den Bau von Gaskraftwerken liegen laut De Tijd und L’Echo auf dem Tisch. Entsprechende Genehmigungsanträge seien sowohl auf belgischer Bundes-, als auch auf regionaler Ebene gestellt worden, hieß es bei dem Konzern und man erwarte, diese bis zum 1. Oktober 2021 auch zu erlangen.
Vier Projekte in Planung
Den Bau eines großen 880 MW-Gaskraftwerks in Vilvoorde in Flämisch-Brabant bei Brüssel bereitet Engie Electrabel nach eigenen Angaben bereits konkret vor. Außerdem soll eine zweite 880 MW leistende Anlage am BASF-Standort im Antwerpener Hafen entstehen - hier betreiben bereits beide Unternehmen gemeinsam ein 400 MW leistendes Kraftwerk. Geplant sind auch ein Gaskraftwerk in Les Awirs bei Lüttich und ein kleineres Kraftwerk mit einer Leistung von 330 MW am sogenannten Amercoeur-Standort in Charleroi in der Provinz Hennegau.
Wettbewerb auch um die Zuschüsse
Engie Electrabel muss sich jetzt in den Wettbewerb aller in Belgien aktiver Energieproduzenten werfen, um für diese Projekte die entsprechenden Zuschüsse aus föderaler und regionaler Ebene zu erhalten.
Durch den definitiv erscheinenden Atomausstieg gilt es jetzt verschnellt alternative Anlagen (Windkraft auf dem Land und auf hoher See, Wasserkraft, Sonnenenergie, Erdwärme, Gas- und Biomassekraftwerke, Müllverbrennungsanlagen…) weiterzuentwickeln.
Engie Electrabel dominiert den belgischen Strommarkt seit langem und könnte mit den neuen Anlagen langfristig alleine einen Großteil der nach dem Atomausstieg in Belgien notwendigen 3.900 MW liefern, doch die Mitbewerber stehen in den Startlöchern.