ROBIN UTRECHT

"Crowd Control" und Appelle: Wie Belgien auf niederländische und deutsche Einkaufstouristen reagiert

Nach der Ankündigung der niederländischen Regierung am Montag, das Land in einen strengen Lockdown zu setzen, befürchten die Behörden in Belgien, dass die Niederländer jetzt massiv über die Grenze kommen, um hier ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen. Dies war im umgekehrten Fall, als in Belgien ein strenger Lockdown galt und im Nachbarland nicht, ein ähnliches Problem. Nur, dass dies damals nicht in die Weihnachtszeit fiel. Auch in Deutschland beginnt ein strengerer Lockdown und auch in der Provinz Lüttich geht man von mehr Kunden in den Geschäften aus.

Der belgische Virologe und Leiter des belgischen Gesundheitsamtes Sciensano, Steven Van Gucht, warnte die Niederländer in einem Gespräch mit der dortigen Nachrichtenagentur ANP vor Shopping-Tourismus in unserem Land und riet ihnen, lokal zu bestellen oder im Internet einzukaufen. Gleichzeitig rief Van Gucht zu einer besseren Koordination auf europäischer Ebene dieser Corona-Gesundheitskrise. Offene Grenzen in der EU sollten auch eine grenzenlose Gesundheitspolitik darstellen, so der Virologe.

Inzwischen reagieren Städte und Gemeinden in Grenznähe zu den Niederlanden auf möglicherweise hohe Zahlen von Besuchern aus dem Nachbarland. Brügge und Knokke-Heist zum Beispiel wollen auf „Crowd Control“ setzen. In beiden Städten werden Polizisten und Stewards in den Einkaufsstraßen im Einsatz sein, um gegebenenfalls solche Straßen oder auch Einkaufszentren zeitweise abzuschließen.

Beide Städte erinnern die Niederländer auch daran, sich hier an die geltenden Corona-Maßnahmen und -Regeln zu halten. So gilt auch hier Mundmaskenpflicht und ein Verbot für Menschenansammlungen. Doch, so verlautete aus den Stadtverwaltungen, seien alle hier willkommen, „auch die Niederländer, so lange sie sich benehmen und an die Regeln halten“…

Lüttichs Bürgermeister Willy Demeyer (PS) hat indessen Niederländer und Deutsche dazu aufgerufen, von Shopping-Touren in seiner Stadt doch bitte abzusehen. Zum Jahreswechsel kommen traditionell viele Besucher aus Deutschland und aus den Niederlanden nach Lüttich. Auch in der „Cité Ardente“ werden Polizisten und Stewards in der Innenstadt und in den Einkaufszentren beobachten, wie sich die Menschenmassen entwickeln, um gegebenenfalls eingreifen zu können. 

In der Provinz Limburg wollen sich Städte und Gemeinden gemeinsam mit der Provinzverwaltung abstimmen, falls Maßnahmen ergriffen werden müssen. Doch hier herrscht eher Pragmatismus vor, denn ein Einkaufen diesseits und jenseits der Grenzen ist hier schon länger Routine, auch und gerade in diesen Coronazeiten. Doch auch hier wird beachtet, dass die Niederländer zum ersten Mal überhaupt ihre „nicht essentiellen“ Geschäfte schließen und dass gerade die Weihnachtszeit angelaufen ist, macht die Sache nicht einfacher.  

Regierung: „Fun Shoppen“ ist in Belgien verboten

Auf belgischer Bundesebene reagiert die Politik auf den niederländischen Lockdown und die dortige Schließung der Geschäfte bis Mitte Januar. Bundesgesundheitsminister Frank Vandenbroucke (SP.A) rief die niederländischen Nachbarn dazu auf, auf „Fun Shopping“ doch bitte zu verzichten: „Sorry, hier sollten Sie bitte nicht zum Spaß einkaufen kommen.“

Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) telefonierte am Dienstagvormittag mit seinem niederländischen Amtskollegen Mark Rutte (CDA). Daraufhin teilten beide via Twitter mit, dass von Grenzübertritten zum Einkommen dringend abgeraten wird. De Croo schrieb: „Habe mitgeteilt, dass in Belgien ‚Fun Shoppen‘ verboten ist. In Geschäften gelten strikte Regeln: Alleine einkaufen für max. 30 Min.“

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