Leidet Belgiens Wirtschaft auch unter den sparenden Landsleuten?
Die Belgier haben während diesem Corona-Jahr 2020 wesentlich mehr gespart als in „normalen“ Jahren. Dieses Jahr wurden rund 22 Milliarden Euro auf die hohe Kante gelegt, wie die Belgische Nationalbank (BNB) im Rahmen ihrer Herbstprognose mitteilt. Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Coronakrise verfehlen aber ihre Ziele nicht, so Nationalbank-Gouverneur Wunsch und deshalb hält die hiesige Wirtschaft vorerst Stand.
Dabei, so Nationalbank-Gouverneur Pierre Wunsch, wurde teilweise Geld auf Sparkonten überwiesen, das nicht ausgegeben wurde oder werden konnte, weil die Möglichkeiten fehlten. Doch viele Zeitgenossen in Belgien legten auch Vorsicht an den Tag, weil eine gewisse Unsicherheit durch die Krise entstanden ist. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie sicher der Arbeitsplatz und das Einkommen noch sind. Derzeit geht Belgien von rund 100.000 Arbeitsplätzen, die durch die Coronakrise verlogen gehen könnten.
Die Nationalbank bemerkt in ihrer Herbstprognose aber auch, dass die staatlichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Abfederung der Coronakrise ihre Wirkung zeigen, denn z.B. die Zahl der Corona-bedingten Konkurse liege niedriger als eigentlich erwartet. Doch dadurch entsteht ein weiteres mitunter langfristiges Problem, nämlich ein Haushaltsloch, über das auch auf EU-Ebene noch zu reden sein wird.
Alles nicht so schlimm?
Laut der diese Woche von der Nationalbank vorgelegten Herbstprognose wird die belgische Wirtschaft 2020 um 6,7 Prozent schrumpfen. Doch dies sei kein alarmierender Wert, so die BNB, denn in den nächsten beiden Jahren werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) jährlich um mehr als 3 Prozent wachsen (2021 um 3,5 Prozent und 2022 um 3,1 Prozent). Noch im Juni war man von einem Rückgang der Wirtschaftskraft um 9 Prozent ausgegangen.
Die belgische Wirtschaft erholte sich im vergangenen Sommer und die zweite Welle richtet offenbar weniger Schaden an, als die erste Welle. Für das 4. Quartal 2020 geht die Nationalbank auch nur von einem negativen Wachstum von 1 Prozent aus. Das liegt aber auch an kurzfristigen Entwicklungen, wie der Angst vor dem Brexit und entsprechende hohen Importen in Großbritannien auch von belgischen Produkten. Und auch die Tatsache, dass die Geschäfte im Gegensatz zu Deutschland und jetzt auch zu den Niederlanden geöffnet bleiben, sorge für mehr Aktivität.