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Wissenschaftler fordern eine "starke, koordinierte europäische Antwort" auf neue Coronawellen

Um neue Infektionswellen des neuen Coronavirus zu verhindern, ist eine "starke koordinierte europäische Antwort" erforderlich. Dieser dringende Aufruf wird von der wissenschaftlichen Gemeinschaft in der medizinischen Fachzeitschrift ‚The Lancet‘ veröffentlicht. "Impfstoffe helfen, das Virus unter Kontrolle zu halte, aber das erst Ende 2021", heißt es.

Der Aufruf wurde von dem Biostatistiker Niel Hens (UAntwerpen) mitverfasst und von fast 400 Wissenschaftlern aus ganz Europa unterzeichnet. Zu ihnen gehören Emmanuel André (KU Leuven), Philippe Beutels (UAntwerpen), Mathias Dewatripont (ULB), Geert Molenberghs (UHasselt und KU Leuven) und Erika Vlieghe (UAntwerpen). Sie sind sich einig, dass die europäischen Regierungen immer noch keine gemeinsame Vision entwickelt haben, "um das Management der Pandemie zu steuern".

Eine solche gemeinsame Strategie soll in erster Linie die Zahl der bestätigten Fälle von COVID-19 reduzieren, ohne dass die Grenzen wieder geschlossen werden müssen. "Ein einzelnes Land kann die Zahl der Fälle nicht niedrig halten, daher sind gemeinsame Aktionen und gemeinsame Ziele aller Länder unerlässlich", heißt es. "Wenn wir jetzt nicht handeln, sind weitere Infektionswellen zu erwarten, die zu weiteren Schäden für Gesundheit, Gesellschaft, Beschäftigung und Wirtschaft führen".

"Verhinderung des Pingpong-Effekts"

Konkret sollten die europäischen Länder ein Ziel von nicht mehr als 10 neuen COVID-19-Fällen pro Million Menschen pro Tag anstreben. "Dieses Ziel ist in vielen Ländern erreicht worden und kann spätestens im Frühjahr europaweit wieder erreicht werden", schreiben die Wissenschaftler. Sie fordern "energische Interventionen", um die Zahl der Infektionen schnell zu reduzieren. Diese Reduktion muss in allen europäischen Ländern synchronisiert werden, um einen Ping-Pong-Effekt durch Import und Re-Import von SARS-CoV-2-Infektionen zu vermeiden.

Wenn die Zahl der Infektionen gering ist, ist eine Lockerung der Einschränkungen wieder möglich, aber Hygienemaßnahmen wie das Tragen von Mundschutz, "moderate Kontaktreduzierung", Tests und Kontaktnachverfolgung müssen eingehalten werden. In der Zwischenzeit sollte die Strategie verfolgt werden, mindestens 300 Tests pro Million Menschen pro Tag durchzuführen. Wenn es dann zu lokalen Ausbrüchen kommt, ist eine "schnelle und rigorose Reaktion" erforderlich, einschließlich Reisebeschränkungen, gezielten Tests und möglicherweise regionalen Abriegelungen.

Wenn lokale Ausbrüche auftreten, ist eine "schnelle und rigorose Reaktion" erforderlich, einschließlich Reisebeschränkungen.

Schließlich wird auch die Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Vision für u. a. Impfungen, den Schutz von Hochrisikopersonen und die Unterstützung der von der Pandemie am stärksten Betroffenen gefordert.

Der Erfolg aller Maßnahmen hängt in hohem Maße von der Mitarbeit und Einbeziehung der Öffentlichkeit ab. Es ist daher entscheidend, den Zweck und den Nutzen von niedrigen Infektionsraten klar zu kommunizieren, schlussfolgern die Wissenschaftler in ihrem Meinungsbeitrag in dem angesehenen Magazin.

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