Bedroht der Brexit in seiner aktuellen Form in Flandern mehr als 6.500 Jobs?
Die Auswirkungen des jetzt ausgehandelten Brexit-Abkommens zwischen der EU und Großbritannien wird möglicherweise mehr als die vorausgesagten 6.500 Arbeitsplätze im belgischen Bundesland Flandern kosten. Davon geht Landeschef Jan Jambon (N-VA - Foto) aus. Jambon sagte dazu im flämischen Landesparlament, dass diese Zahl aus der Simulation für einen „soften“ Brexit stammt, doch das vorliegende Abkommen liegt zwischen dieser Analyse und einem vermiedenen „harten“ Brexit.
Laut einigen Analysen und Studien hätte Flandern im Rahmen eines „soften“ Brexit mindestens 0,6 % seines Brutto-Inlandsprodukts (BIP) verloren, doch, so Ministerpräsident Jambon: „Diese Zahl ist eine Simulation für einen ‚soften‘ Brexit, bei dem die Zusammenarbeit innerhalb einer Zollunion fortgesetzt worden wäre. Das ist mit dem vorliegenden Abkommen aber nicht so. Das Vereinigte Königreich verlässt die Zollunion. Wir können also davon ausgehen, dass die Auswirkungen größer sind. Wir werden wohl bei einem Verlust von rund 1 % des BIP liegen.“
Quoten werden nicht eingeführt und eventuell anfallende Tarife werden liberalisiert, aber es werden andere Hindernisse auftauchen, die zu Mehrkosten führen können und werden, so Jambon weiter: „Es werden nicht-tarifliche Hindernisse erfolgen, wie Zollformalitäten, Aufsichts- und Kontroll-Prozeduren und technische Handelsbarrieren.“
Dies kann z.B. die neuen Normen bezüglich der Produktsicherheit betreffen, auch wenn im Abkommen viele Punkte zu Abmachungen enthalten sind, die gerade solche Hindernisse im Rahmen des Möglichen einschränken sollen.
Im Bereich der Fischerei sind in absehbarer Zeit auf jeden Fall Jobs bedroht, auch wenn der gegenseitige Zugang zu den jeweiligen See- und Fischfanggebieten eine für Flandern wichtige Bedingung war: „In der anderthalbjährigen Übergangsperiode werden 25 % der europäischen Fangrechte in den britischen Gewässern Großbritannien übertragen, ohne dass bisher vollständig deutlich ist, wie es nach dieser Übergangszeit aussehen wird.“