Infektologin Erika Vlieghe: "Corona-Zahlen kritisch betrachten"

Die Infektologin Erika Vlieghe (Foto) von der Universitätsklinik Antwerpen (UZ Antwerpen) ruft dazu auf, die gerade stark sinkende Corona-Statistik besonders kritisch zu betrachten. Gegenüber dem VRT-Sender Radio 1 sagte sie am Sonntagmorgen: „Unsere Testkapazitäten werden seit kurzem nicht ausgeschöpft. Darum mein Aufruf: Lassen Sie sich bei Klagen oder Symptomen effektiv testen. Wir müssen als Gesellschaft gut wissen, wo wir stehen, um am Ball bleiben zu können.“

Die Antwerpener Infektologin, die auch in den Beratungsgremien sitzt, die die belgischen Regierungen in Sachen Corona-Krise und Exit-Strategie beraten sitzt, geht angesichts der aktuell doch stark sinkenden Zahlen bei den Neu-Infektionen von einer Art verstärktem Wochenendeffekt durch die Feiertage aus: „Leute, die sich nicht gut fühlen, verschieben einen Test vielleicht. Dieses Risiko liegt mit Sicherheit vor.“

Wir müssen als Gesellschaft gut wissen, wo wir stehen, um am Ball bleiben zu können.“

Infektologin Erika Vlieghe

Vlieghe ist zwar der Ansicht, dass man angesichts der sinkenden Werte nicht gerade in Hurrastimmung verfallen sollte, doch sie ist auch voll des Lobes für die belgische Bevölkerung: „Ich bin angenehm überrascht. Ich habe den Eindruck, dass sich viele Menschen besonders gut an die Regeln und Empfehlungen während des Feiertagen gehalten haben. Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern besonders niedrige Zahlen und da darf unser Land mit Sicherheit stolz drauf sein. Das müssen wir so lassen. Darum rufe ich dazu auf, dass man sich auf jeden Fall testen lassen sollte.“ 

Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern besonders niedrige Zahlen und da darf unser Land mit Sicherheit stolz drauf sein.“

Infektologin Erika Vlieghe

Erika Vlieghe macht sich derzeit allerdings große Sorgen um die britische Variante des Corona-Virus, die wesentlich ansteckender zu sein scheint, als die, die wir eigentlich kennen: „Wir wissen noch nicht viel über diesen Virustyp und darüber sind wir alle sehr besorgt. Wir behalten die Zahlen dort ängstlich im Auge. (…) Es bleibt sehr wichtig, dass die zurückkehrenden Reisenden die Quarantäneregeln einhalten und sich testen lassen.“

Es bleibt sehr wichtig, dass die zurückkehrenden Reisenden die Quarantäneregeln einhalten und sich testen lassen.“

Infektologin Erika Vlieghe

Vlieghe ruft zum Durchhalten auf: „Es ist nicht so, dass alles einfach beim Alten bleibt, nur weil wir keine neuen Maßnahmen ergreifen. Wir bleiben in Alarmbereitschaft.“ Die Infektologin beobachtet denn auch den Schulanfang am Montag ein bisschen voller Sorge: „Das Schulwesen ist keine Insel sondern ein Teil unserer Gesellschaft. Wenn sich die Infizierungszahlen in den kommenden Wochen wieder  verschlechtern, müssen wir die Lage neu bewerten. Dann müssen wir auf allen Ebenen wieder strenger werden.“ 

Das Schulwesen ist keine Insel sondern ein Teil unserer Gesellschaft.“

Infektologin Erika Vlieghe

Das könnte ihrer Ansicht nach bedeuten, dass auch kleinere Schulkinder Mundmasken in der Schule tragen müssen, dass außerschulische Aktivitäten wieder reduziert werden und dass man in grenznahen Gebiete Geschäfte schließen muss: „Das sind Dinge, wie wir nicht gerne beschließen, doch die die Entwicklung in unseren Nachbarländern ist traurig. Es kommt darauf an, besonders vorsichtig zu sein. Und die Corona-Tests sind ein wichtiges Instrument, um dabei den Finger am Puls zu halten.“ 

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