Flanderns Digitalisierungsplan: "Bezahlbares Internet für jeden ist Priorität"
Auch in diesen Corona-Zeiten zeigt sich, dass die Digitalisierung immer wichtiger wird. Die Gesellschaft lernt, arbeitet und kauft im Internet ein, unser soziales Leben spielt sich teilweise digital ab und immer mehr Verwaltungen und Banken schalten vermehrt auf digitale Angebote um. Doch, und das ist auch im belgischen Bundesland Flandern der Fall, drohen Teile der Bevölkerung hier den Anschluss zu verpassen. Die Landesregierung wartet jetzt mit Initiativen auf, um alle Flamen digital zu erreichen. Ministerpräsident Jan Jambon (N-VA - Foto) stellte die Pläne jetzt vor.
Für die meisten Zeitgenossen ist die Digitalisierung heute eine Selbstverständlichkeit, doch z.B. in Flandern droht ein recht großer Teil der Gesellschaft den Anschluss zu verpassen. Das will die flämische Landesregierung vermeiden. Sie will Flandern weiter digitalisieren aber gleichzeitig dafür sorgen, dass auch finanziell minderbemittelte Haushalte folgen können.
Dazu macht die Landesregierung Mittel frei, wie Ministerpräsident Jambon am Montag gegenüber VRT NWS erklärte: „Wir müssen absolut vermeiden, dass es zu einer neuen Spaltung in unserer Gesellschaft kommt zwischen denen, die digital mit dabei sind und denen, die das nicht sind.“
„Digitale Inklusion“
Aus dem „Barometer für digitale Inklusion“, die die König Baudouin-Stiftung 2020 veröffentlichte, ist z.B. ersichtlich, dass Personen und Haushalte, die mit einem niedrigen Einkommen auskommen müssen, digital nicht angeschlossen sind. In Flandern betrifft dies 29 % aller Haushalte, die über ein Einkommen von weniger als 1.200 Euro verfügen. Hier will die Landesregierung prioritär vorgehen. Das bedeutet auch, dass die öffentlichen Dienstleistungen digital leichter zugänglich werden.
Was das alles betreffen kann, erklärte MP Jambon: „Wir sind derzeit mit der Digitalisierung und der Umsetzung von Projekten rund um die inklusive Gesellschaft beschäftigt. Das betrifft den Unterricht, die Arbeit, die Einbürgerung und alles was mit lokaler Verwaltung zu tun hat. Bildungsminister Weyts hat schon 12.500 Computer unter Schulkindern verteilt und es wird weiter in die ICT-Infrastruktur in den Schulen investiert.“
Digital arbeiten und Jobs finden
Am Arbeitsmarkt in Flandern versucht das Landesarbeitsamt VDAB aktiv, die Arbeitsuchenden auf ihre digitalen Fähigkeiten zu prüfen, um ihnen, wo nötig, Umschulungen oder Weiterbildungen zukommen zu lassen, so Jambon: „Das VDAB wird die Leute aktiv aufspüren und sie dazu aufrufen, ihre digitale Kenntnis zu vertiefen. Diese Leute werden also aktiv weitergebildet, damit sie auch Jobs annehmen können, bei denen digitale Fähigkeiten erforderlich sind.“
Flandern will aber auch auf Dauer die lokale und regionale Verwaltung digitalisieren. Dies soll zum einen leichter zugänglich werden und zum anderen auf Dauer sogar die Verwaltungsarbeit in den Rathäusern erleichtern oder sogar ersetzen. Hier ist vom „digitalen Rathaus“ die Rede: „Das flämische Bürgerprofil besteht bereits. Schon 65 Gemeinden nutzen diese Plattform aktiv. Ziel ist, dass bis 2022 jede Kommune soweit ist.“
Günstigere Internettarife?
Doch diese Digitalisierung stößt vor allem bei Haushalten mit geringem Einkommen auf Probleme und Kritik, denn nicht wenige Familien haben schlichtweg kein Geld, um auf Dauer alles digital regeln zu können, z.B. Schule und öffentliche Dienstleistungen.
MP Jambon versteht diese Kritik: „Schon jetzt ergreifen Internetprovider Initiativen, um das Internet billiger anbieten zu können. Auch als Regierung wollen wir darin eine Rolle spielen. Über die lokalen Verwaltungen werden wir versuchen, die zu finden, die ihren Internetanschluss und die Gebühren nicht bezahlen können.“