Haus des Grauens des Kindermörders Marc Dutroux wird zum Garten des Gedenkens

Das Haus von Marc Dutroux (Foto unten) in Marcinelle, in der Nähe von Charleroi, soll ein Gedenkgarten werden. Diesen Plan gibt es schon seit Jahren, aber die Stadt Charleroi hat nun die konkreten Pläne vorgestellt. Der Garten, an der Stelle, an der Julie Lejeune und Melissa Russo starben, soll bis Ende 2023 fertiggestellt sein.

Der zu lebenslangem Zuchthaus verurteilte wallonische Sexualstraftäter und Kindermörder Marc Dutroux hat bis Mitte der 1990er-Jahre mehrere Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 19 Jahren entführt und sexuell missbraucht sowie einen seiner Komplizen und zwei von ihm entführte junge Frauen im Alter von 17 und 19 Jahren ermordet. Zwei entführte achtjährige Mädchen – Julie Lejeune und Melissa Russo - verhungerten eingesperrt in seinem Haus, während er vorübergehend im Gefängnis saß.

So entsteht ein Band zwischen uns auf der Erde und unseren Kindern im Himmel
Louisa Albert, Mutter der von Dutroux ermordeten Julie Lejeune

"Ein Garten zwischen Erde und Himmel", das soll anstelle des Dutroux-Hauses entstehen, so der Bürgermeister von Charleroi,  Paul Magnette (PS). Auf diese Weise entstehe eine Erinnerungsstätte  an das, was an diesem Ort geschehen ist. "Damit wir nicht vergessen, aber die Erinnerung erträglich machen: für die Familien der Opfer, aber auch für die Menschen in Charleroi und im ganzen Land."

Der Name wurde von den Müttern von Julie und Melissa erdacht, die genau an dieser Stelle zu Tode kamen: "Der Name ist mir spontan eingefallen", erklärt Louisa Albert, Julies Mutter. "So entsteht ein Band zwischen uns auf der Erde und unseren Kindern im Himmel."

Das halboffene Gebäude in Charleroi ist eines von Dutroux' vielen Häusern, und es ist dasjenige, das am meisten mit dem von ihm verübten Horror in Verbindung gebracht wird. Im Inneren des Hauses befindet sich der Keller, in dem er alle Mädchen, die er entführt hat, eingesperrt hat. Der Eingang war hinter einem Regal versteckt.  Julie Lejeune und Mélissa Russo sind dort gestorben. An Marchal und Eefje Lambrecks wurden dort eine Zeit lang eingesperrt, bevor sie in ein anderes Haus in Jumet gebracht wurden. Schlußendllich konnten Sabine Dardenne und Laetitia Delhez nach der Verhaftung von Dutroux aus diesem Keller befreit werden.

Anlässlich des Prozesses gegen Marc Dutroux im Jahr 2004 konnte "Het Journaal" (VRT NWS – Fernsehnachrichten) Bilder aus dem Inneren des Hauses des Grauens machen. Sie können den Bericht in Niederländisch hier sehen. 

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Im Jahr 2009 erhielt die Stadt Charleroi die Erlaubnis, das Haus zu enteignen und in einen Park zu verwandeln. Im selben Jahr wurde ein blaues Segel über die Fassade des Hauses gespannt, auf dem das Bild eines Kindes mit einem Drachen zu sehen ist (Foto). "Es hat lange gedauert, bis wir konkrete Pläne hatten", gibt Bürgermeister Magnette zu, "aber wir wollten uns das gemeinsam mit den Eltern genau überlegen."

BELGA/LEFOUR

Für den Gedenkgarten wird nicht nur das Haus von Dutroux abgerissen, sondern auch einige Häuser daneben, die die Gemeinde ebenfalls gekauft hat. Dadurch kann der Garten die gesamte Straßenecke einnehmen. Das Bild des Kindes mit dem Drachen kehrt zurück, an der Seitenwand eines Hauses neben dem Garten. In der Mauer, die den Garten umgibt, wird es eine kleine Laube geben, in der Blumen oder ein Gedenktext angebracht werden können. Vor dem Garten wird es einen zusätzlichen Baum mit Sitzelementen geben.

Gino Russo, der Vater der ermordeten Melissa, ist mit den Plänen zufrieden: "Am Anfang war es schwer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das Gebäude abgerissen werden soll. Das war eine schwierige Entscheidung. Denn dann würde alles ausgelöscht werden. Aber wir haben mit den Eltern darüber gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, das Gebäude abzureißen und durch eine Gedenkstätte zu ersetzen."

Auch Jean-Denis Lejeune, Julies Vater, zeigte sich zufrieden: "Es ist wichtig, diese Geschichte nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passieren kann.  Wir haben das gemeinsam auf die Beine gestellt, um etwas Positives in unsere Gesellschaft zu bringen und einen Beitrag für die Zukunft unserer Kinder zu leisten."

Der Antrag auf Baugenehmigung wird nächste Woche eingereicht. Vermutlich sechs Monate später könnten die Bauarbeiten beginnen. Die Stadt Charleroi verspricht, ihr Möglichstes zu tun, um Verzögerungen zu begrenzen. Bürgermeister Magnette hofft, dass der Gedenkgarten bis Ende 2023 fertiggestellt sein wird.

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