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Flanderns Unternehmer-Verband VOKA sieht 100 Tage nach dem Brexit negative Entwicklungen

Der flämische Unternehmerverband VOKA stellt genau 100 Tage nach dem definitiven Ausscheiden Großbritanniens aus der EU fest, dass auf der einen Seite der Umsatz bei den Geschäften mit den Briten zurückgeht und dass auf der anderen Seite der Handel teurer wird. Allerdings ist eine solche Entwicklung erwartet worden und findet jetzt eine Bestätigung. 

Flanderns Unternehmerverband VOKA hatte bei 150 Unternehmen, die Geschäfte mit britischen Firmen machen, nachgefragt, wie sich in ihren Augen die Lage nach dem Brexit entwickelt hat. Ganz klar, so VOKA-CEO Hans Maertens gegenüber VRT NWS, hat sich die wirtschaftliche Lage in dieser Hinsicht verschlechtert: „Wir sehen starke Umsatzrückgänge von bis zu 6 %. Überdies ist der Handel mit Unternehmen in Großbritannien um 5 % teurer geworden.“

Ist das ein Drama? „Nein, es liegt im Bereich dessen, was wir in Zusammenhang mit einem soften Brexit erwartet haben, doch ich befürchte, dass es in den kommenden Monaten nur noch schlechter werden wird.“ Dass die Umsätze sinken habe damit zu tun, dass die Nachfrage auf den britischen Inseln nach Produkten aus der EU sinkt, so Martens: „Die höheren Kosten bei den Geschäften sind eine Folge von zusätzlichen Regelungen, von neuen Zollformalitäten und von neuen Importgebühren, so, wie die Briten es vorausgesagt haben. Wenn ein Produkt dort 5 % teurer wird, hemmt das den Export natürlich.“ 

Der Brexit hat eigentlich gerade erst begonnen.“

VOKA-CEO Hans Maertens

„Wir haben noch nicht alles gesehen“, so der VOKA-Geschäftsführer: „Wir erwarten im Herbst noch strengere Maßnahmen, um den Handel mit Großbritannien zu behindern. Die Briten wollen jetzt ihre eigene Wirtschaft und ihren eigenen Handel schützen. Sie werden noch mehr Regeln erlassen und Gebühren auf unsere Produkte erheben. Der Brexit hat eigentlich gerade erst begonnen.“

Die hiesigen Unternehmen und die Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Gent, Ostende) hatten sich auf den Brexit gut vorbereitet. Vor allem in Zeebrügge, von wo aus viele LKW mit Fährschiffen in Richtung Großbritannien gebracht werden, hatte man alles in die Wege geleitet, auch bei Verzögerungen durch die britischen (Zoll)Behörden den Transport zügig verlaufen zu lassen. Dabei wurde auch mit dem nordfranzösischen Calais zusammengearbeitet, von wo aus ebenfalls zahlreiche belgische Lieferungen mit Fähren auf die britischen Inseln gebracht werden. 

Jedes 10. Unternehmen, das Geschäfte in Richtung Großbritannien macht, denkt daran, diese Aktivitäten zurückzuschrauben oder zu beenden.“

VOKA-CEO Hans Maertens

VOKA plädiert z.B. für eine sogenannte „Grüne Linie“ an den Häfen von Zeebrügge und Calais, über die Lastwagen, die rascher abgefertigt werden können, bevorzugt auf die Fähren gelassen werden können, so CEO Maertens: „Dann kann man mit physischen und mit digitalen Checks arbeiten, um so im Sinne eines vorteilhaften Exports alles schneller verlaufen zu lassen.“

Dies könne zu mehr Verkehr und zu mehr Beschäftigung führen: „Die Britten haben übrigens ein großes Interesse daran, hierbei mitzuarbeiten, denn ihre Unternehmen haben mehr Probleme, als die unseren. Aber, jedes 10. Unternehmen, das Geschäfte in Richtung Großbritannien macht, denkt daran, diese Aktivitäten zurückzuschrauben oder zu beenden.“ Die flämischen (und belgischen Unternehmen) nehmen derzeit eine abwartende Haltung ein und warten darauf, dass der Export vielleicht doch wieder erleichtert wird: „Eine solche ‚Grüne Linie‘ wäre dabei ein Schritt in die richtige Richtung.“ 

Lastwagen, die in Zeebrügge auf ihre Fähre und auf die entsprechende Abfertigung warten

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