Kultur in (Corona)Not: Brüsseler KVS plant Aufführungen auch ohne Lockerungen
Ab dem 26. April plant die Königliche Schauburg Flandern (KVS) in Brüssel fünf Aufführungen, bei denen allerdings maximal 50 Zuschauer anwesend sein dürfen. KVS-Direktor Michael De Cock (Foto) will mit dieser Aktion für Aufmerksamkeit sorgen und will diese Veranstaltungen auch durchziehen, wenn die Regierung bei ihrer nächsten Konzertierung noch keine Lockerungen für die Kultur zulässt.
Gegenüber unseren frankophonen Kollegen der RTBF kritisierte KVS-Direktor De Cock die Politik. Kultur sei lebenswichtig für die Menschen, so der Kulturmanager. Er könne nicht verstehen, dass gerade der Kultursektor so lange geschlossen bleiben muss, obwohl hier bereits bewiesen wurde, dass es möglich ist, Veranstaltungen konform aller geltenden Corona-Maßnahmen zu organisieren. Auf der anderen Seite aber würden Events veranstaltet, z.B. im Sportbereich, die eigentlich untersagt werden müssten.
Die Königliche Schauburg Flandern und ihr Direktor Michael De Cock begehen damit eine Art zivilen Ungehorsam: „Wir öffnen so oder so. Dieses Recht nehmen wir für uns in Anspruch.“ Man werde hier alle möglichen strikten Sicherheitsvorkehrungen einhalten: Maximale Lüftung, Registrierung der Zuschauer, Maskenpflicht, Abstände und ein begleiteter Zirkulationsplan für die Besucher. Zudem werden Desinfektionsmittel angeboten und man wird CO²-Messungen durchführen.
Es wird sicherer sein, unseren Vorstellungen beizuwohnen, als einkaufen zu gehen oder mit dem Zug zu fahren.“
De Cock sagte gegenüber der Brüsseler Nachrichtenplattform BRUZZ, dass die Kultur in Sachen Events während Corona ein Teil der Lösung sei: „Wir wollen zeigen, dass es perfekt möglich ist, um sicher vorgehen zu können. Die entsprechenden Protokolle liegen schon lange vor. Es wird sicherer sein, unseren Vorstellungen beizuwohnen, als einkaufen zu gehen oder mit dem Zug zu fahren.“ Vom 26. bis zum 30. Juni einschließlich wird im kleinen Saal KVS Bol „Jonathan“, ein Theaterstück gespielt und geschrieben von den flämischen Künstlern Bruno Vanden Broecke und Valentijn Dhaenens gezeigt.
Die KVS und ihr Direktor genießen in der Kulturszene in der belgischen Hauptstadt für diese Aktion Verständnis und große Sympathie, doch Mitstreiter finden sich nicht. Viele Kultur-Mitspieler in Brüssel würden bevorzugen, mit einer Stimme zu sprechen und eine koordinierte Aktion auf den Weg zu bringen. Zudem, so einige Akteure, würde diese Art von Veranstaltungen für weitere Verluste sorgen, denn 50 Zuschauer würden sich auf keinen Fall und nirgendwo rentieren…