"Kathedralen der Industrie": VRT-Fotograf Alexander Dumarey stellt in Gent aus
Das Industriemuseum in Gent zeigt noch bis zum 26. September 2021 eine höchstinteressante Fotoausstellung über die Industriearchitektur, genauer die der Textilindustrie und ihre Geschichte in der Stadt. Alexander Dumarey, Hausfotograf der Online-Redaktion der VRT, hat sich im Auftrag des Museums auf die Suche nach Spuren aus der industriellen Vergangenheit seiner Stadt gemacht und fotografierte dutzende Motive, die ihm alte Fotos zumeist aus den 1980er Jahren vorgaben, in ihrem aktuellen Zustand. Dumarey, ein Fotograf aus der „Lost Places“-Bewegung, entdeckte damit seine eigene Geburtsstadt neu…
Alexander Dumarey wuchs in einem Viertel in Gent auf, das durch Industriegebäude geprägt ist. Schon früh begab er sich mit seinem Fotoapparat in stillgelegten Fabrikhallen und ungenutzten Werksgeländen auf Motivsuche, was ihn und seine Arbeit bis heute prägen. Kein Wunder, dass das Genter Industriemuseum auf ihn aufmerksam wurde.
Dumarey stöberte in den Archiven des Hauses in den Fotosammlungen und nahm dutzende Standorte aus der Genter Textilindustrie neu auf. Herausgekommen sind eine Ausstellung und ein Buch mit dem Titel „Kathedralen der Industrie“. Dabei herausgekommen ist ein Bilderreigen, dem der Fotograf dem Schwarz-Weißen aus der Vergangenheit die Farben von heute hinzufügte.
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Alexander Dumarey profitierte dabei ein wenig von der Corona-Situation der Jahre 2020 und 2021, denn er hatte die Möglichkeit, einige der von ihm ausgewählten Standorte fast ohne Menschen und Autos in ihrer ureigenen faszinierenden Form zu fotografieren. Und es wurden ihm jede Menge Kreativität und historische Genauigkeit abverlangt, denn nicht wenige der einstigen „Kathedralen der Industrie“ existieren heute nicht mehr und die Umgebung ist mittlerweile total verändert. Sehr originell ist ein Foto des Industriemuseums selber, dass seinerzeit im Schnee aufgenommen wurde. Dumarey hatte das Glück, wieder vom Schnee am Anfang dieses Jahres profitieren zu können…
„Ich dachte, dass ich Gent gut kennen würde, doch dieses Projekt hat mein Wissen über die Stadt und ihre Geschichte noch vergrößert“, zitiert die Pressemitteilung des Museums den Fotografen.
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Gent und die Textilindustrie sind untrennbar miteinander verbunden und dieser Industriezweig prägt die Stadt bis heute. Auch dort, wo die entsprechenden Gebäude heute nicht mehr im Stadtbild vorhanden sind, geht die Geschichte weiter und genau das zu zeigen ist Dumarey mit seinen Fotos gelungen. Er spannt dabei den Bogen von den Anfängen der Textilindustrie in Gent im 19. Jahrhundert bis zur letzten Fabrik, eine Jeansfabrik, die 2009 schloss. Damit war diese Geschichte in Gent zu Ende.
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Um Gent herum lässt sich bis heute ein Ring aus Standorten entdecken, die die Industrie- und Sozialgeschichte der Stadt erzählen. Das können Gebäude und Fabriken sein, aber auch Kanäle, Docks und Bahnanlagen. Viele riesige Gebäude und vor allem deren Schornsteine gehören ebenso zur Skyline von Gent, wie die Kirchtürme aus dem historischen Stadtkern.
„Kathedralen der Industrie“ eine Ausstellung mit Fotos von Alexander Dumarey. Industriemuseum, Minnemeers 10, 9000 Gent. Info: https://www.industriemuseum.be
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. September zu sehen und bis zum Sommer wird das Museum eine Fahrradroute entlang einiger der hier gezeigten Industriedenkmäler ausarbeiten. Aus Corona-Gründen ist eine vorherige Anmeldung erforderlich.
Zu der Ausstellung gehört auch das entsprechende Fotobuch „Kathedralen der Industrie“ von Alexander Dumarey (im Verlag Borgerhoff & Lamberigts erschienen), das entweder in Flandern in gut sortierten Buchhandlungen zu finden ist oder aber im Museum selbst erworben werden kann.