In drei von vier flämischen Gemeinden fehlen Hausärzte
Der Behörde für die Volksgesundheit in Flandern Agentschap Zorg en Gezondheid zufolge fehlen in drei von vier flämischen Gemeinden Allgemeinmediziner. Das schreiben heute mehrere Zeitungen der DPG-Mediengruppe. Um den Mangel zu beheben sollen Hausärzte, die Hilfe brauchen oder die sich zu Praxen zusammenschließen Hilfe von der Behörde erhalten.
Ein Mangel an Hausärzten bedeutet konkret, dass weniger als 9 Hausärzte pro 10.000 Einwohner bereitstehen.
Um der Nachfrage entgegen zu kommen, haben viele Ärzte ihre Praxen zusammengelegt oder Assistenten eingestellt, die ihnen einen großen Teil der Verwaltungsarbeit abnehmen, so dass man als Hausarzt mehr Patienten annehmen kann", erklärt der Dozent für Allgemeinmedizin, Dirk Devroey.
Hohe Arbeitsbelastung
In jedem Fall ist die Arbeitsbelastung der Ärzte nach wie vor sehr hoch. "Alle Hausärzte sind überlastet. Den Hausärztemangel gibt es schon seit Langem", sagt Dirk Devroey. Um die Belastung unter Kontrolle zu bekommen arbeiten manche Ärzte mit Wartelisten und Patientenstopps, verrät Sophie Van Steenbergen von Jong Domus (Vereinigung junger Allgemeinmediziner) in De ochtend auf Radio 1 (VRT).
Weil viele junge Hausärzte nicht mehr bereit sind, 80 Stunden pro Woche zu arbeiten wie es die ältere Generation getan hat und letztere in den Ruhestand geht, müssten viel mehr neue Hausärzte hinzukommen, sagt Devroey.
Kann die Zusammenlegung von Hausarztpraxen helfen? "Ja", meint Devroey, "es macht den Beruf des Hausarztes auch attraktiver, wenn man sich nicht auf die Verwaltung konzentrieren muss." Das hat auch die flämische Gesundheitsbehörde verstanden: “Wir haben früher mit einer Betriebsprämie gearbeitet. Hausärzte erhielten einen finanziellen Zuschuss, wenn sie sich in Gebieten mit wenigen Ärzten niederließen. Aber das System war nicht effizient", erklärt Ria Vandenreyt von der Behörde: “Jetzt werden wir uns auf die Einrichtung multidisziplinärer Praxen konzentrieren. Das bedeutet, dass wir Hausärzten, die Hilfe brauchen oder ihre Praxen zusammenlegen, einen finanziellen Beitrag gewähren werden. Das System wird ab 2022 in Kraft treten".
Bezuschussung
Der Zuschuss ist für Praxen bestimmt, in denen mehr als zwei verschiedene Berufe zusammenarbeiten, zum Beispiel eine Praxisschwester oder ein Verwaltungsassistent, der einen oder mehrere Hausärzte unterstützt. Angehende Allgemeinmediziner können außerdem ein zusätzliches zinsloses Darlehen für die Einstellung eines Assistenten erhalten.
Mehrere Allgemeinmediziner und Berufsverbände plädieren ebenfalls für die Abschaffung der ärztlichen Bescheinigung bei einer eintägigen Beurlaubung. "Das würde auch den Verwaltungsaufwand verringern", sagt Sophie Van Steenbergen. "(...) Und wir könnten uns dann auf unser 'Kerngeschäft' konzentrieren, nämlich die Versorgung der Patienten."