Poverello, oder wie ein Armutsverband aus Brüssel Geld hortet und Immobilien erwirbt
Die Brüsseler Organisation Poverello, die sich eigentlich aktiv um den Kampf gegen die Armut kümmert, ist in die Negativschlagzeilen gelangt. Nach gemeinsamen Recherchen unserer frankophonen Kollegen der RTBF sowie der Wochenmagazine Knack (Flandern) und Le Vif (frankophon) soll Poverello massiv Geld horten und Immobilien besitzen. Von den Spendengelder und Zuschüssen soll bei den Armen nicht wirklich viel ankommen…
Die recherchierenden Journalisten fanden heraus, dass Poverello über 50 Mio. € an Mitteln auf Konten verfügen kann bzw. an Immobilien besitzt und dass sich die Bargeldbestände der Organisation auf bis zu 14 Mio. € belaufen sollen. Doch bei den Armen kommt nicht viel davon an.
Johan Van Eetvelde, einer der Koordinatoren bei Poverello, wird mit den Worten zitiert: „Wir haben viele Ziele und unsere Herzensangelegenheit ist, Menschen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen. Wenn uns dies nicht wirklich gelungen ist, dann liegt das vielleicht daran, dass wir viele andere Dinge zu tun haben.“
"Schmerzliche Erfahrung?"
Van Eetvelde wirft den Journalisten vor, nur das zu beleuchten, was schiefgelaufen ist aber nicht das, was Poverello macht, nämlich den Armen zu helfen und denen, die Probleme haben. Dass die genannten Summen für viele als eine Überraschung ankommen, z.B. bei den Spendern, stellt auch Van Eetvelde fest, doch er sagt dazu: „Ich verstehe, dass das einige Leute als schmerzlich erfahren, doch wir machen weiter und unser Fokus liegt auf dem, was wir zu erfüllen wünschen: Da zu sein für Menschen, die in Armut leben.“
Wie sieht die Hilfe von Poverello aus?
Doch offenbar ist das Gegenteil der Fall. Im Brüsseler Stadtteil Anderlecht besitzt Poverello ein altes Kloster, in dem viele finanziell minderbemittelte Menschen leben. Die müssen jetzt alle raus, weil die Organisation dieses Gebäude am Immobilienmarkt feilbieten möchte. Und in einem anderen Gebäude, in dem arme Menschen übernachten können, wird monatlich für ein Bett 300 € verlangt und zwischen 9 Uhr morgens und 17 Uhr abends dürfen die Leute nicht dort sein.
Letztes Jahr erwarb Poverello das imposante Damian-Kloster in Kortrijk (Westflandern). Aus der Recherche ist ersichtlich, dass die Organisation ein Äquivalent einer Straße mit 177 belgischen Durchschnittshäusern besitzt, doch aktuell bietet Poverello gerade einmal 80 Personen ein Dach über dem Kopf…