Rekordzahl von belgischen Seenotrettungseinsätzen im Ärmelkanal

Im vergangenen Jahr wurde eine Rekordzahl von Schiffbrüchigen von Rettungshubschraubern des Verteidigungsministeriums aus dem Ärmelkanal geborgen. Insgesamt wurden 45 Personen aus dem Meer gerettet. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor zwei Jahren und viermal so viele wie im letzten Jahr. "Wenn diese Personen medizinisch OK sind und in französischen Gewässern gerettet wurden, werden wir sie der französischen Polizei übergeben", sagte Flugkommandantin Eline Leurs unserem Kollegen Jens Franssen von VRT NWS.

Die in Koksijde stationierte 40. Hubschrauberstaffel ist auf Such- und Rettungsoperationen (Search and Rescue SAR) und insbesondere auf Seenotrettung spezialisiert.  Sie verfügt über NH90-Hubschrauber, die mit Wärmebildkameras ausgestattet sind.

"2020 war aufgrund des Lockdowns ein ruhiges Jahr", erklärt Eline Leurs weiter.  "Im letzten Jahr war auffällig, dass die belgischen Rettungshubschrauber viele Flüchtlinge und Migranten auf der französischen Seite des Ärmelkanals aufgegriffen haben. Sie wurden nach Frankreich zurückgebracht", fügte die Kommandeurin hinzu.

Mehr Rettungsaktionen und mehr Schiffbrüchige

Im vergangenen Jahr flogen die Rettungshubschrauber 71 Einsätze vor der belgischen Küste und mussten in 23 Fällen Ertrinkende retten. Im Jahr zuvor war die Zahl der Rettungen sehr niedrig, da es aufgrund des Lockdowns viel weniger Freizeitschifffahrt gab.  Im Jahr 2020 gab es 47 Einsätze, die gerade einmal 14 ertrinkende Personen betraf. Im Jahr 2019 hatten wir 68 Schiffbrüche zu verzeichnen, bei denen 19 Menschen ertranken.

Da die von unserem Land abgedeckte Rettungszone teilweise vor der französischen Küste liegt und auch einen Teil der französischen Gewässer umfasst, führt die belgische Armee dort manchmal auch Rettungseinsätze durch. Im letzten Jahr waren es 13 Einsätze mit 20 Schiffbrüchigen. Im Jahr 2019 gab es die gleiche Anzahl (13), aber gerade einmal 7 Personen wurden geborgen. Im letzten Jahr gab es nicht einmal einen.

"Migranten, die nach Dover aufbrechen, landen oft vor unserer Küste"

"Die Nordsee ist eines der gefährlichsten Meere der Welt, vor allem wegen der sehr kalten Temperaturen. Man könnte den Ärmelkanal mit einer Art Trichter vergleichen, durch den das Wasser sehr schnell fließt. Dadurch hat man eine Strömung, die oft nach Norden verläuft", erklärt Aziz Vanderginste vom belgischen Luftwaffenstützpunkt Koksijde. "Bei schönem Wetter scheint die englische Küste mit ihren weißen Klippen für die Migranten ganz nah zu sein, aber was sie nicht sehen, ist die Unterströmung, die sie in Ermangelung starker Motoren in Richtung unserer Küste treiben wird".

Laut Kommandantin Eline Leurs wird zunächst der medizinische Zustand der Schiffbrüchigen untersucht. "Auf dieser Grundlage prüfen wir, was am besten zu tun ist. Wenn kein medizinischer Notfall vorliegt und der Schiffbrüchige in französischen Gewässern geborgen wurde, setzen wir uns mit der französischen Polizei in Verbindung und bringen ihn nach Frankreich zurück".

Die Tragödie vom 24. November

Mindestens 27 Menschen starben bei dem Drama vom 24. November, dem bisher tödlichsten Unglück im Ärmelkanal, der täglich von Migranten überquert wird, die in instabilen Booten versuchen, die englische Küste zu erreichen.

Die Leichen von 16 Opfern wurden am Sonntag vor dem Morgengrauen nach Kurdistan-Irak überführt, wo die Familien auf sie warteten, um eine Beerdigung zu organisieren.

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