Lantis

Oosterweel und PFOS: Gerichtlich unterbrochene Bauarbeiten an diesem Verkehrsprojekt wieder aufgenommen

Während sich der PFOS-Untersuchungsausschuss im flämischen Landesparlament über die Frage beugt, ob überhaupt jemand politisch für die PFOS-Verseuchung rund um das amerikanische 3M-Werk in Zwijndrecht bei Antwerpen verantwortlich gemacht werden kann, werden die Bauarbeiten zum Oosterweel-Verkehrsprojekt rund um die Hafenstadt wieder aufgenommen. Diese waren nach einem Beschluss des Staatsrats unterbrochen worden, weil bisher nicht geklärt ist, was konkret mit dem PFOS-verseuchten Abraum passieren muss, der bei den Arbeiten ans Tageslicht gekommen war.

Lantis, der für die Oosterweel-Baustelle verantwortliche Bauherr, wartete vor einigen Tagen mit einem Plan auf, mit dem an diesem Montag die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden konnten. In den nächsten 6 Wochen wird es vorerst keine Grund- und Bodenarbeiten geben, denn gerade diese waren nach Klagen vor dem Staatsrat bezüglich der möglichen Gesundheitsgefahren durch PFOS-verseuchte Erde unterbrochen worden.

Der Bauherr wird in Sachen technische Auflagen bezüglich des PFOS-verseuchten Abraums, der sich in drei Zonen der Oosterweel-Baustellen befindet, vorlegen: Am sogenannten „Linkeroever“ von Antwerpen - das ist das linke Scheldeufer der Hafenstadt, am Scheldetunnel und entlang des Sicherheitsgrabens um die am meisten kontaminierten Grundstücke in der Nähe des 3M-Werks in Zwijndrecht.

Bauarbeiten, die nicht gegen das Staatsrats-Urteils verstoßen

An diesem Montag sind in verschiedenen Bereichen die Arbeiten wieder aufgenommen worden und zwar dort, wo das Staatsrats-Urteil nicht greift. 

Laut Luc Hellemans, CEO von Bauherr Lantis, handelt es sich dabei um völlig andere Bereiche: „Das betrifft Betonarbeiten, Bodenarbeiten mit Erde, die von anderswo hergeschafft wird und Straßenarbeiten. Also dort, wo wir nicht mit der Erde arbeiten müssen, die heute irgendwo liegt.“

Wenn die vom Staatsrat verlangen technischen Berichte zu den verseuchten Abraum-Ablagerungen vorliegen und wenn bekannt ist, was konkret mit der PFOS-kontaminierten Erde passieren muss, will Lantis wieder überall an der Oosterweel-Verbindung arbeiten. Laut CEO Hellemans kostet die aktuelle Vorgehensweise zwar Geld, doch eine vollständige Unterbrechung hätten dem Steuerzahler zusätzliche Millionen gekostet. 

Zur Vorgeschichte

Nach ersten Vermutungen im April explodierte die Bombe im PFOS-Skandal im Juni 2021, als bei den Oosterweel-Bauarbeiten Abraum abgegraben wurde, der hochgradig mit dem chemischen Produkt PFOS verseucht war.

Die kontaminierte Erde kam aus dem US-Chemiewerk 3M in Zwijndrecht und war dort mehr schlecht als recht abgelagert worden. PFOS ist ein Nebenprodukt, das zur PFAS-Familie gehört. Dies ist eine Bezeichnung für chemische Produkte bzw. Kunststoffe, die sich in der Natur nicht auflösen und deshalb auch „forever chemicals“ genannt werden.

In den Wochen und Monaten danach wurde immer deutlicher, dass die Behörden und die flämische Landesregierung bereits seit etwa 2017 wussten, dass sich in Zwijndrecht hochgradig verseuchter Abraum befand, doch dazu wurde jede Kommunikation verhindert.

PFOS-Untersuchungsausschuss

Der PFOS-Untersuchungsausschuss im flämischen Landesparlament beugt sich indessen weiter über die Frage, ob überhaupt jemand politisch für die PFOS-Verseuchung rund um das amerikanische 3M-Werk in Zwijndrecht bei Antwerpen verantwortlich gemacht werden kann. 

Inzwischen sind so ziemlich alle Politiker vorgeladen worden, die in den vergangenen Jahren oder die noch immer mit dieser Materie zu tun haben (könnten). Das sind ehemalige und heutige Politiker aus der Stadt Antwerpen, aus der Gemeinde Zwijndrecht sowie aus der Provinz Antwerpen, aus der flämischen Landesregierung. Am Montag wurde als einer der letzten Politiker André Van de Vyver von den flämischen Grünen befragt, der heutige Bürgermeister von Zwijndrecht.

Auch dieser musste sich kritischen Fragen stellen, doch er blieb bei der Aussage, niemals etwas vom Ernst der Umweltverschmutzung durch PFOS in seiner Gemeinde gewusst zu haben: „Niemals habe ich irgendwelche Meldungen von Instanzen oder Behörden, die für so etwas befugt sind, auf Ebene der Umweltgesetzgebung oder der Handhabung davon gehört. Das z.B. eine Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung von der Verschmutzung auf dem Gelände von 3M ausgeht. Immer wurde gesagt, dass keine Gefahr besteht. Wir haben uns darauf in allem Vertrauen basiert und auf die Informationen, die wir von höheren Instanzen erhalten haben." 

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