Die Cyberattacke auf die belgische Armee war schwerwiegender als bisher bekannt
Erst seit Dienstagnachmittag (11. Januar) kann aus dem Bundesverteidigungsministerium in Brüssel heraus wieder Emailverkehr stattfinden. Eine entsprechende Meldung der flämischen Tageszeitung Het Belang van Limburg wurde am Mittwoch von Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder (PS) bestätigt. Der Cyberangriff auf die belgische Armee am 16. Dezember 2021 war wohl ernster als bisher bekannt und noch immer seien nicht alle Probleme gelöst, so das Blatt.
Vor mehr als drei Wochen erlitt das belgische Verteidigungsministerium einen Cyberangriff und erst seit gestern (Dienstag) können die militärischen Dienste wieder extern per Email kommunizieren. Der interne Mailverkehr konnte relativ schnell wieder hergestellt werden, doch wer von außerhalb eine Nachricht zu einer @mil.be-Adresse sendete, der bekam wochenlang die Meldung, dass die Email nicht empfangen werden konnte. Und die angesprochenen Mitarbeiter oder Abteilungen konnten die Mails, die sie trotzdem erreichten, nicht beantworten.
„Das Netzwerk der Verteidigung ist in der Tat eine ganze Zeit von Internet ausgeschlossen gewesen“, bestätigt Bundesverteidigungsministerin Dedonder. Gegenüber Het Belang van Limburg sagte die frankophone Sozialistin, dass man den Internetverkehr auch geschlossen habe, um prüfen zu können, ob alles sicher war: „Seit Dienstagnachmittag können wieder Mails nach draußen gesendet werden.“
Schrittweise wieder hergestellt
Der Emailverkehr wird aus weiteren Sicherheitsgründen schrittweise instandgesetzt und bis zum 12. Februar soll alles wieder normal funktionieren. Das noch nicht alles in Ordnung ist, bestätigte auch Yves Huwart von der Soldatengewerkschaft ACMP. Gegenüber dem VRT-Sender Radio 1 sagte er am Mittwochmorgen: „Das Wachpersonal erhält momentan seine Befehle via WhatsApp oder Messenger. Das ist natürlich keine würdige Alternative.“
Strukturelles Problem?
Die Gewerkschaften des Personals der Armee und der Soldaten kritisieren, dass es keine deutliche Kommunikation bezüglich des Cyberangriffs gegeben habe. Man habe zwar mitgeteilt, dass es keine Probleme auf operativem Gebiet gab, z.B. auf die Einsätze der Kampfbomber von Typ F-16 im In- und Ausland, doch zu eventuell möglichen Datenlecks habe es keine Angaben gegeben.
ACMP-Vertreter Huwart gab aber auch zu verstehen, dass das Informationsproblem nicht nur auf die Cyberattacke vom 16. Dezember zurückzuführen sei, sondern das sei ein allgemeines strukturelles Problem, zumal die Armee von ihrer Kapazität an Informatikern inzwischen abhängig sei: „Diese werden immer knapper. Wir haben einen empfindlichen Mangel an Spezialisten. Jeder will, dass es vorangeht, doch wir haben die Kapazitäten nicht.“