Gas und Strom schlagen zu Buche: Neu abgeschlossene Verträge sind im Durchschnitt 36 % teurer
Wer heute in Flandern einen neuen Vertrag zur Lieferung von Gas oder/und Strom abschließen möchte, der muss dafür durchschnittlich 36 % auf Jahresbasis mehr zahlen, als noch im vergangenen Jahr. Unser Haus, der öffentlich-rechtliche Rundfunk des belgischen Bundeslandes Flandern, VRT, machte den Vergleich anhand von über 80 entsprechenden Verträgen. Ganz nebenbei: Der belgische Staat profitiert über die Mehrwertsteuer außerordentlich von diesen Preisanstiegen…
Ein durchschnittlicher Haushalt in Flandern zahlte noch im Dezember 2021 knapp 3.900 € für ein Jahr Strom und Gas. Heute, Anfang 2022, muss man dafür per Anno etwas mehr als 5.400 € zahlen, 1.500 € mehr also. Die VRT-Nachrichtenredaktion fand dies bei der Analyse von rund 80 aktuellen Energie-Rechnungen und -Verträgen heraus.
VRT NWS stellte fest, dass alle Energielieferanten in Flandern ihre Preise deutlich anheben:
- Mega Super (Gas): +68,43%
- Mega Super (Strom): +43,06%
- Luminus Basic (Gas): +61,24%
- Luminus Basic (Strom): +45,44%
- Lampiris Tip (Gas): +60,97%
- Lampiris Tip (Strom): +45,32%
- Eneco Aardgas Flex (Gas): +58,49%
- Eneco Zon & Wind Variabel (Strom): +42,41%
- Engie Easy3 (Gas): +61,80%
- Engie Easy Indexed (Strom): +36,67%
- Bolt Go (Gas): +64,04%
- Energy.be Elektriciteit (Strom): +47,24%
Alle Lieferanten erhöhen aufgrund der extrem steigenden Preise für Gas und Strom auf den internationalen Märkten, sowohl die kleinen regionalen Mitspieler, als auch Energiegiganten wie Luminus oder Eneco. Da ist die Ankündigung der Bundes- und der Landesregierung(en), mit 105 € pro Jahr an der Finanzierung der höheren Energierechnungen beizutragen, wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Staat und Fiskus profitiert von den steigenden Preisen
Hohe Energiepreise bedeuten auch Mehreinnahmen für den föderalen Staat, denn in Belgien wird eine Mehrwertsteuer von 21 % auf Strom und Gas erhoben. Eigentlich könnte die Bundesregierung diesen MWS-Tarif auf 6 % senken, doch da wollen nicht alle Parteien in der Regierungskoalition bei mitmachen.
Eine Möglichkeit wäre, die Mehrwertsteuer einfach aufzuteilen, z.B. in 6 % für den Basisverbrauch und in 21 % für das, was die Haushalte mehr verbrauchen.
Doch das ist aufgrund einer Regelung der Europäischen Union nicht erlaubt, die Bundesfinanzminister Vincent Van Peteghem von den flämischen Christdemokraten CD&V gegenüber VRT NWS erklärte: „Meine Kollegin für Energie (Bundesenergieministerin Tinne Van der Straeten von den flämischen Grünen Groen (Red.)) weist aber darauf hin, dass Europa fast eine Milliarde Euro freigemacht hat, um die Energiepreise zu drücken. Jetzt wird geschaut, was noch mehr gemacht werden kann.“
Vorerst bedeutet, das, dass die Verbraucher erst einmal für Strom und Gas ziemlich tief in die Tasche greifen müssen.