"Operation Zero": Staatsanwaltschaft will im belgischen Fußballskandal 57 Verdächtige vor Gericht bringen
Die Bundesstaatsanwaltschaft will, dass sich 57 Verdächtige vor Gericht für ihre Rolle im belgischen Fußballskandal verantworten. Dabei geht es um Betrug und Korruption, um dubiose Zahlungen bei Spielertransfers und um Spielmanipulation. Unter den Verdächtigen befinden sich prominente Namen aus dem hiesigen Fußball: Vereinsvorstände, Trainer und auch Schiedsrichter. Jetzt muss die Ratskammer beschließen, wer von den 57 genannten Personen vor Gericht erscheinen muss.
Ende 2018 führten Polizei und Justiz mehrere Hausdurchsuchungen im Rahmen von Ermittlungen zu möglicher Geldwäsche, Korruption und Spielmanipulation in der belgischen Fußballwelt durch. Dabei wollten Trainer und Clubs hohe Summen, auch Schwarzgeld, bezahlt und kassiert haben, als es um Spielertransfers ging. Zudem sollen Spielermakler dazu eingesetzt worden sein, um Schiedsrichter zu kaufen, damit diese Spiele beeinflussten.
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Eine der wichtigsten Personen in diesem Fall, der „Operation Zero“ genannt wird, ist der Spielermakler Dejan Veljkovic (Foto oben). Er gilt als Kronzeuge und konnte mit der Justiz einen Deal schließen, nach dem es Informationen für Strafminderung geben sollte. Dieser Deal wurde im November 2021 von der Anklagekammer in Brüssel akzeptiert. Veljkovic hatte danach ein einer Sendung der VRT-Reihe „Pano“ ausführlich darüber berichtet, wie insgesamt 30 Mio. € im Rahmen von dubiosen Vorgängen durch seine Hände gegangen waren.
57 von 73 Verdächtigen sollen ans Gericht verwiesen werden
Als Dreh- und Angelpunkt nennt das Gericht den Spielermakler und ehemaligen Geschäftspartner von Dejan Veljkovic, Uros Jankovic. Er soll dieses System von versteckten Zahlungen und Vergütungen für z.B. Spieler, Trainer, Makler und Vorstandsmitglieder von Vereinen und Verbänden in die Wege geleitet haben. Zu den Verdächtigen gehören u.a. die Spitzenschiedsrichter aus der ersten Liga Bart Vertenten und Sébastien Delferière, sowie Spielermakler Mogi Bayat.
Hinzu kommen die bekannten Erst- und Zweitligatrainer Peter Maes, Ivan Leko, Glen De Boeck und Yannick Ferrera. Zu den verdächtigen Vereinsbossen gehören Thierry Steemans, Herman Van Holsbeeck, Vincent Mannaert, Patrick Janssens, Roger Lambrecht und Bart Verhaeghe, also auch wichtige Personen im Vorstand von Titelverteidiger Club Brügge. Aus der Verbandsebene gehören François De Keersmaecker (Foto unten) dazu, jahrelang Präsident des Königlich Belgischen Fußballbundes und dessen früherer Generalsekretär Steven Martens.
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In diesen Skandal sind zahlreiche belgische Erst- und Zweitligavereine verwickelt, z.B. KV Mechelen, Rekordmeister RSC Anderlecht, SC Charleroi, Standard Lüttich, KV Kortrijk, Oud-Heverlee Leuven (OHL), Waasland-Beveren, Sporting Lokeren, Racing Genk, Club Brugge und KAA Gent.
Die nächsten Schritte
Inzwischen ist der Antrag der Bundesstaatsanwaltschaft aufgestellt und in diesen haben jetzt die Anwälte Einblick. Sie können jetzt zusätzliche Ermittlungen einfordern. Dabei wird auch überprüft, ob die Ermittlungen von Justiz und Polizei den Regeln und Gesetzen entsprochen haben. Dabei geht es auch um Formfehler, die Anwälte zugunsten ihrer Mandanten ausschlachten könnten.
Danach muss die Ratskammer beschließen, wer von den 57 Verdächtigen, die die Bundesstaatsanwaltschaft vor dem Richter sehen will, definitiv angeklagt und vor Gericht gestellt wird. So schnell wird es also zum eigentlichen Gerichtsverfahren nicht kommen. Diese nächsten Schritte können einige Monate in Anspruch nehmen. Ganz nebenbei: Am Rande dieses Verfahrens erwartet rund 200 Personen in diesem Zusammenhang ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung beim belgischen Fiskus.