Flandern will bis Ende März 18.000 ukrainische Flüchtlinge aufnehmen
Die flämische Landesregierung will bis zum Ende des Monats Aufnahmeplätze für 18.000 Flüchtlinge aus der Ukraine schaffen. Schon zum Ende dieser Woche sollen 6.000 dieser Plätze zur Verfügung stehen. Ministerpräsident Jan Jambon (N-VA) sagte dazu, dass dazu leerstehende Sozialwohnungen, Kloster, Ferienparks und Notdörfer genutzt werden sollen.
MP Jambon nannte das Vorhaben der Landesregierung „ein Husarenstück“, bei dem man Hilfe aus allen Richtungen und von allen Ebenen brauche. Es würden auf keinen Fall „ungesunde“ Wohnungen angeboten werden, so der Ministerpräsident. Das bedeutet, dass die ukrainischen Flüchtlingen nicht in unrenovierten Wohnungen unterkommen würden und auch nicht in unterwohnten Gebäuden. Die Flüchtenden werden demnach „menschwürdige Plätze bekommen, in denen sie bleiben können.“
Das bedeutet, dass z.B. Sozialwohnungen, die derzeit nicht der Norm entsprechen, auf die Schnelle renoviert werden. Hier trägt die Landeskasse die Unkosten. Doch auch im Bereich der sogenannten „kollektiven Aufnahme“, sprich in Heimen, Klöstern, derzeit ungenutzten Ferienzentren, aktuell nicht gebrauchten Impfzentren oder in leerstehenden Gebäuden der öffentlichen Hand, werden Aufnahmeplätze geschaffen.
Dazu wird auf Ebene der Städte und Gemeinden geschaut, wo man Notdörfer aufstellen könnte. In einer ersten Phase will Flandern 15 bis 20 solcher Dörfer aufbauen, in denen jeweils rund 250 Wohneinheiten in Containern geschaffen werden sollen. Hier sollen die Flüchtlinge zudem von Mitarbeitern der Landes- oder Kommunalbehörden ständig begleitet werden.
Für jede Unterkunft, die die Kommunen selbst schaffen und die mindestens für die Dauer von 3 Monaten zur Verfügung stehen, zahlt die flämische Landesregierung 1.000 €. Für jede Aufnahmestelle, die Privatleute schaffen, erhalten die Städte und Gemeinden 400 € vom Land, mit denen sie die Betroffenen finanziell unterstützen können bzw. für die Begleitung der jeweiligen Flüchtlinge zur Integrierung in die Gesellschaft.
Da die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auch in Belgien Anrecht auf finanzielle Hilfe haben, sollen sie sich auch an den Unkosten mit einer kleinen Miete beteiligen, die auf Basis der jeweiligen Form der Unterbringung berechnet wird.
In welchen anderen Bereichen hilft Flandern den Flüchtenden?
Im Bereich Arbeit prüft die Landesregierung derzeit gemeinsam mit dem flämischen Arbeitsamt VDAB, wie hier vorgegangen werden kann. Arbeitgeber, die Ukrainer kurzfristig einstellen wollen und können, brauchen ebenso eine Anlaufstelle, wie auch die Flüchtlinge, die hier arbeiten wollen. Dabei sollen ukrainische Diplome und Berufsqualifikationen anerkannt werden.
In Sachen Gesundheit wird vor allem in Richtung der lokalen Sozialhilfeeinrichtungen geschaut. Hier wird auch mit den Zentren für mentale Gesundheit gearbeitet (auch im Falle von Minderjährigen, die alleine nach Flandern kommen). Die ukrainischen Flüchtlinge sollen hier auch nach Möglichkeit gegen Corona TBC und Polio geimpft werden. Nur etwa ein Drittel der Flüchtlinge ist offenbar derzeit gegen Corona geimpft.
Unterricht
Flandern prüft auch, wie die vielen Kinder aus ukrainischen Flüchtlingsfamilien in der Zeit, in der sie hier aufgenommen werden, in die Schule gehen können. Die Landesregierung will denn auch einige Maßnahmen ergreifen, um dies zu ermöglichen. Die Unterrichte werden wohl in Schul- oder Klassencontainern gegeben, die in so mancher Schule in Flandern seit der Corona-Epidemie noch stehen, als auch in Klassenräumen in Schulen oder in den sogenannten „kollektiven“ Aufnahmestellen. Diplome und Abschlüsse aus der Ukraine werden anerkannt.
Wer soll die Unterrichte geben?
In erster Linie schaut das flämische Bildungsministerium dazu in Richtung des sogenannten OKAN-Unterrichts. Das ist in Flandern der Unterricht für anderssprachige Kinder und Jugendliche mit nicht-belgischer Nationalität und Muttersprache, also für Neuankömmlinge in unserem Land. Mit diesen Nachhilfeunterrichten können auch die ukrainischen Kinder und Jugendliche Niederländisch lernen (die Amtssprache in Flandern).