Drama in der Wallonie: Auto rammt Karnevalisten in La Louvière. 6 Tote und 10 Schwerverletzte
In dem wallonischen Dorf Strépy-Bracquegnies, einer Gemeinde von La Louvière in der südbelgischen Wallonie, ist am frühen Sonntagmorgen ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit in eine Gruppe von Karnevalisten gerannt. Mindestens sechs Menschen wurden dabei getötet und 10 Menschen schwer verletzt. Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handelt. Zwei Männer im Alter von 32 und 34 Jahren aus der Region wurden wegen dringenden Mordverdachts verhaftet.
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
- Fahrzeug fährt voraussichtlich mit Absicht in eine Gruppe von Karnevalisten
- 6 Menschen tot, 10 schwer verletzt
- Zwei Personen verhaftet
- Kein Hinweis auf einen Anschlag
- König und Premierminister begeben sich um 16 Uhr an den Ort des Geschehens
Am frühen Sonntagmorgen, gegen 5 Uhr, fuhr ein Fahrzeug, in dem zwei Mittdreißiger saßen, mit hoher Geschwindigkeit in das hinterste Ende einer Gruppe von "Gilles" (Karnevalisten in der Region) in der Rue des Canadiens in Strépy. Das Fahrzeug setzte seine Fahrt fort, aber die Polizei konnte die beiden Insassen wenig später festnehmen. Einem Zeugen zufolge wurde eines der Opfer über hunderte Meter mitgeschleift. Die Staatsanwaltschaft will sich noch nicht zu den genauen Umständen äußern. Vorläufig handelt es sich jedoch um eine Ermittlung wegen Totschlags.
Die beteiligte Karnevalsgruppe ist Les Boute-en-train aus La Louvière. Die Gruppe, etwa 150 bis 200 Personen, ging am ersten Tag des Karnevals in Strépy früh morgens von Tür zu Tür (Anm. d. Red.: "le ramassage" oder die traditionelle Zusammenkunft der Umzugsteilnehmer). Der Unfall ereignete sich in der Nähe des Ausgangspunkts des Umzugs: der örtlichen Sporthalle. Die Sporthalle ist nun als Krisenzentrum eingerichtet worden. Das Rote Kreuz bietet den Opfern, ihren Familien und Zeugen psychologischen Beistand an.
Mindestens sechs Menschen wurden getötet. Dutzende von Menschen wurden verletzt, zehn davon schwer bis lebensgefährlich. Der kommunale Notfallplan wurde ausgerufen.
Erste Bilder aus Strépy

Der Bürgermeister von La Louvière, Jacques Gobert, wollte dieses Jahr zum ersten Mal als "Gilles" am Karnevalsumzug teilnehmen. Gegenüber dem Privatsender RTL reagierte er niedergeschlagen: "Dafür gibt es keine Worte, das ist furchtbar. Ich kam kurz nach der Katastrophe an. Diese Leichen auf der Straße liegen zu sehen. Man kann sich nicht vorstellen, dass so etwas hier passieren könnte, und doch ist es passiert." Auf einer Pressekonferenz fügte er hinzu: "Eine Katastrophe für den ersten Karneval seit Corona."
Das Karnevalsfest in Strépy-Bracquegnies sollte heute beginnen und drei Tage lang dauern. Die Vorsitzenden der verschiedenen Karnevalsgruppen hatten heute Morgen angekündigt, dass der Karneval mit einem angepassten Programm fortgesetzt werden soll. So spielten sich den ganzen Vormittag über Karnevalsszenen im Dorf ab.
Auf der Pressekonferenz rief der Bürgermeister dann aber dazu auf, den Karneval auszusetzen. Es gibt wohl noch eine bescheidene Zusammenkunft zum Gedenken an die Opfer. In den Jahren 2020 und 2021 fiel der Karneval wegen Corona aus.

Unsere Reporterin vor Ort, Katrien Vanderschoot, hat auch festgestellt, dass die Karnevalsstimmung in Strépy hartnäckig ist: "Eine seltsame Stimmung hier in Strépy, denn in der Straße, in der sich das Drama heute früh abgespielt hat, gibt es immer noch musizierende und trommelnde Gruppen."
Die Gilles sind folkloristische Karnevalsfiguren. Am bekanntesten sind sie für den Gilles de Binche aus der gleichnamigen wallonischen Stadt. Die Gilles de Binche sind auch von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Gilles sind vor allem in Wallonien, aber auch in Aalst und Halle zu finden. Die Gilles tragen ein typisches orange-rotes Kostüm mit einer weißen Mütze oder einem Federhut.
Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) und Innenministerin Annelies Verlinden (CD&V) haben auf Twitter ihr Mitgefühl mit den Opfern ausgedrückt. Um 16 Uhr werden König Philippe, der Premierminister und Ministerin Verlinden Strépy besuchen.