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Wie steht Belgien zu den neuen Sanktionen gegen Russland?

Seit den schrecklichen Bildern von Butscha, einem Vorort von Kiew, in den nach dem Abzug der Russen dutzende Leichen von Zivilisten teilweise auf offener Straße gefunden wurden, ist die Europäische Union entschlossen, weitere Maßnahmen gegen Russland zu verhängen. Aus Belgien verlautete dazu, dass man sich keinem EU-Sanktionspaket wiedersetzen werde, auch nicht, wenn es um Sanktionen geht, die den (Antwerpener) Diamantensektor betreffen würden.

Belgiens Finanzminister Vincent Van Petegem (CD&V) sagte dazu: „Die Wirkung eines Sanktionspaketes muss auf Russland allerdings größer sein, als auf die EU oder auf unser Land.“ Das Thema Diamanten wird in Belgien kontrovers diskutiert, denn ein nicht unerheblicher Teil der Rohdiamanten, die in Antwerpen ge- und behandelt werden, kommt aus Russland. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dieses Thema in seiner Videoansprache vor dem belgischen Bundesparlament übrigens auch angesprochen. Allerdings ist ein Boykott von russischen Diamanten im 5. EU-Sanktionspaket nicht mit einbegriffen.

Belgien hat bisher Guthaben und Besitztümer von Russen in Höhe von etwa 200 Mia. € eingefroren – viel mehr als z.B. Deutschland oder Österreich, wo solche Schritte offenbar viel komplizierter sind und wo die Abhängigkeit von Energie aus Russland viel größer ist. Belgien ist demgegenüber viel weniger auf russisches Gas oder andere fossile Brennstoffe aus Russland angewiesen.

„Wir würden uns also einem Boykott von Energielieferungen aus Russland nicht wiedersetzen“, so der belgische Finanzminister. In Belgien scheint man der Ansicht zu sein, dass ein Boykott von russischem Öl viel effizienter sei, denn Russland verdient an Öllieferungen in die Union deutlich mehr als am Verkauf von Gas an Europa.

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