Terrorismusprozess: Salah Abdeslam bricht endlich sein Schweigen über seine Rolle bei den Pariser Anschlägen
Im Prozess um die Pariser Anschläge im Jahre 2015 hat Salah Abdeslam fast drei Stunden lang über seine Rolle bei den Anschlägen gesprochen. Zur Überraschung ergriff Abdeslam, der bislang immer hartnäckig geschwiegen hatte, das Wort. "Ich stand unter Schock, als ich erfuhr, dass ich mich in die Luft sprengen sollte und warf meinen Sprengstoffgürtel weg”, sagte der Beschuldigte. Auch Mohammed Abrini wurde am Mittwochbefragt. "Die Anschläge vom 13. November 2015 hätten niemals stattfinden dürfen", sagte Abrini.
Die Anhörungen im Prozess um die Anschläge von Paris fokussieren sich auf die Zeit unmittelbar nach den Anschlägen, in der Salah Abdeslam Paris verlassen und sich vier Monate lang in Belgien verstecken konnte. Am Nachmittag wurde Mohamed Abrini erneut befragt, besser bekannt als "der Mann mit dem Hut", der am 22. März 2016 seine Meinung in letzter Minute änderte und sich am Flughafen von Zaventem nicht in die Luft sprengte. Er wurde am 8. April 2016 in Anderlecht verhaftet.
Abrini steht in Paris vor Gericht, weil er angeblich an den Vorbereitungen beteiligt war und die Terroristen nach Paris begleitet hatte.
Das Verhör von Abrini könnte mehr Aufschluss darüber geben, wie er und Salah Abdeslam sich nach den Anschlägen in Paris vom 13. November monatelang in Belgien verstecken konnten und was sie in der Zeit getan haben. Salah Abdeslam hatte sich in seinen früheren Verhören häufig auf sein Schweigerecht berufen. Im Gegensatz zu Abrini (unten), der sich kooperativ zeigte.
“Der 13. November hätte niemals stattfinden dürfen.”
Auf die Frage des Gerichts, ob Abrini und seine Komplizen über die Anschläge gesprochen hätten, als er am 14. November in Schaarbeek untertauchte, antwortete er "Ja". “Und haben Sie sich gefreut?" Auf diese Frage antwortete Abrini: "Ich glaube nicht, dass wir gefeiert haben.” Er habe sich wohl sehr gefreut, Abdeslam wiederzusehen: "Er war erschöpft und bleich (...) Brahim El Bakraoui schrie ihn an, weil er Salahs Geschichte vom defekten Bombengürtel nicht glaubte und fragte ihn, warum er kein Feuerzeug oder eine Zigarette genommen habe, um sich in die Luft zu sprengen (...) Salah ging nach oben, um zu schlafen", sagte Abrini aus.
Der Angeklagte sagte zum Schluss, dass "der 13. November niemals hätte stattfinden dürfen. Auch im Krieg gibt es Regeln. Wir töten keine Frauen und Kinder, Krieg findet zwischen Soldaten statt. Heute habe ich viel Wut in mir. Ich bitte um Vergebung.”
Salah Abdeslam antwortet auf alle Fragen
Im Gegensatz zu seinem hartnäckigen Schweigen in den letzten Jahren beantwortete Salah Abdeslam während seines fast dreistündigen Verhörs alle Fragen des Gerichts.
Salah Abdeslam sagte, er habe am Abend der Anschläge ein Café im 18. Bezirk mit seinem Sprengstoffgürtel betreten. Dort habe er seine Meinung geändert: "Ich gehe in dieses Café, setze mich, bestelle ein Getränk und schaue mir die Leute an und beschließe: 'Nein, das mache ich nicht.'” Daraufhin habe er seinen Sprengstoffgürtel entschärft und weggeworfen. Bei seiner Rückkehr nach Brüssel erzählte er Mitwissern, sein Gürtel habe nicht funktioniert.
Der heute 32-Jährige ist der einzige Überlebende des Terrorkommandos. Das Verhör von Abdeslam wird in den kommenden Tagen fortgesetzt.