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Forensiker aus Belgien sollen in der Ukraine Kriegsopfer identifizieren

Experten des Opfer-Identifikationsteams der belgischen Bundespolizei sollen dabei helfen, in der Ukraine Kriegsopfer zu identifizieren. Diese Forensiker können auf freiwilliger Basis in die Ukraine gehen, doch derzeit ist es dort noch sehr gefährlich und Beobachtern scheint es noch zu früh, einen solchen Einsatz dort jetzt schon zu beginnen.

Belgien genießt auf dem Gebiet der Identifizierung von Leichen international ein hohes Ansehen. Jetzt bitten die Ukraine und der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag unser Land, diese Expertise auch im ukrainischen Kriegsgebiet anzuwenden. Hier geht es nicht zuletzt um die Aufklärung von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Bundesjustizminister Vincent Van Quickenborne (Open VLD) gab in der Ersten Kammer des belgischen Bundesparlaments zu verstehen, dass er auf diese Anfrage eingehen wird: „Wir haben uns diesbezüglich mit der Führung der Bundespolizei versammelt und dabei abgesprochen, dass wir solche Leute hinschicken werden. Dies unter der Bedingung, dass ihre Sicherheit garantiert ist und dass sie freiwillig dort hingehen können.“

Wir werden solche Leute hinschicken. Dies unter der Bedingung, dass ihre Sicherheit garantiert ist und dass sie freiwillig dort hingehen können
Bundesjustizminister Vincent Van Quickenborne

Bei den Experten handelt es sich um Mitarbeiter des Disaster Victim Ideitification-Teams (DIV) der belgischen Bundespolizei. Mitglieder dieses Teams haben schon einmal in der Ukraine ermittelt. Damals ging es um die Identifikation der Opfer des 2014 abgestürzten bzw. abgeschossenen Fluges MH17.

Mitarbeiter des DIV-Teams zeigten sich gegenüber VRT NWS verunsichert. Die Gerichtsmedizinerin und Zahnärztin Christl Verbiest sagte am Freitagmorgen im VRT-Sender Radio 1: „Es wurde mir immer gesagt, dass wir nicht in Kriegsgebieten arbeiten werden. Letztendlich ist das recht gefährlich und es ist auch noch zu früh.“

Zudem wisse man noch nicht, was in der Ukraine vom DIV-Team erwartet werde: „Erwarten sie, dass wir Zivilisten oder dass wir Soldaten identifizieren.“ Soldaten tragen meist Erkennungszeichen, doch bei Zivilisten ist das anders, so Verbiest: „Ich glaube nicht, dass sie im Krieg mit ihren Ausweisen herumlaufen…“

Schwierige Umstände

Christl Verbiest gibt zu verstehen, dass aktuell Kriegsopfer von Nachbarn, Bekannten oder Angehörigen identifiziert werden, „doch dies ist wissenschaftlich nicht zu untermauern. (…) Hier kommt nämlich immer auch ein psychologisches Element hinzu: Einer will jemanden nicht erkennen, ein anderer sagte über jede Leiche, dass er sie kennt.“

Konkret wird es in der Ukraine für die DIV denn auch schwierig sein, Leichen z.B. aus Massengräbern zu identifizieren. Was das Team machen könnte, ist z.B. Post-Mortem-Proben von Leichen einzufrieren und in Datenbanken einzupflegen, um diese später mit Anti-Mortem-Daten zu vergleichen: „So können wir checken, ob wir ein Match haben.“

Vielleicht aber suchen die ukrainischen Behörden aber auch eher vornehmlich nach Unterstützung und Expertise bei der Identifikation von Kriegsopfern. Gerichtsmedizinerin und DIV-Mitglied Christl Verbiest vermutet eher so etwas: „Wie gehen wir am besten vor? Wie machen wir das? Vielleicht ist das ihre Frage.“ Dies ist alles noch zwischen Belgien, dem Strafgerichtshof von Den Haag und der Ukraine zu besprechen. 

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