Die Justiz ermittelt gegen einen Antiquitätenhändler, der eine gestohlene Bronze für 240 € erwarb und weiterverkaufte
Gegen einen Antiquitätenhändler aus Ostflandern, der eine gestohlene nigerianische Skulptur für 240 € vom belgischen Staat kaufte, laufen juristische Ermittlungen. Die ostflämische Staatsanwaltschaft prüft, ob der Händler wusste, dass das historische Kunstwerk gestohlen war, als er es erwarb. Er versuchte, das Werk, das Nigeria von Belgien zurückverlangt, in London zu verkaufen. Möglicherweise wird ihm Hehlerei zur Last gelegt.
In der vergangenen Woche lancierten VRT NWS und die flämische Wirtschaftszeitung De Tijd eine Reihe von Artikeln über Raubkunst, die auch über Belgien verkauft wird. Eines der Beispiele war ein Jahrhunderte alter Bronzekopf aus Nigeria, der dort 1987 gestohlen wurde.
Jahre später tauchte diese Skulptur in Belgien auf und wurde von der hiesigen Justiz verkauft. Polizei und Staatsanwaltschaft können heute nicht mehr nachvollziehen, was damals passierte, den die dazugehörende Akte ist verschwunden.
Die Bronze stand seit ihrem Diebstahl 1987 auf einer internationalen Liste für gestohlenes Kulturgut. Belgien hätte sie also Nigeria zurückgeben müssen. Doch das geschah nicht, schlimmer noch. Sie lag verstaubt in einem Lager im Brüsseler Justizpalast und wurde 2007 vom belgischen Finanzministerium öffentlich versteigert. Ein Antiquitätenhändler aus Ostflandern erwarb das nigerianische Kulturerbestück für 240 €. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass der Wert der Skulptur auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird.
Hehlerei?
Der Käufer, der es bei dem Händler erwarb, versuchte die Bronze 2017 in London zu verkaufen, doch dort wurde sie von der Metropolitan Police beschlagnahmt und diese unterrichtete die belgischen Behörden von diesem Vorgang. Jetzt eröffnete die Staatsanwaltschaft von Ostflandern Ermittlungen in Sachen Hehlerei. Sie will wissen, ob sich der Händler der Tatsache bewusst war, das es sich bei dem Werk um ein gestohlenes Objekt handelt.
Der Verkäufer wurde bereits verhört - auch bereits in London. Jetzt steht noch die Frage im Raum, ob der heutige Besitzer die Bronze gutgläubig erworben hat. Nigeria fordert das Werk von Belgien zurück, aber offensichtlich weigert sich der Besitzer - ein Belgier, es herauszugeben. Dieser versucht sogar Schadensersatz in Höhe von 60.000 € einzuklagen.