"Der Mann der die Wolken misst", ein Kunstwerk von Jan Fabre auf dem SMAK-Dach in Gent

Nach dem Urteil wegen sexueller Nötigung: Wie soll man mit den Kunstwerken von Jan Fabre im öffentlichen Raum umgehen?

Viele Kunstwerke von Jan Fabre sind in Flandern oder Brüssel im öffentlichen Raum zu sehen. Doch wie man im Zuge des "#MeToo"-Skandals rund um den Künstler damit jetzt umgehen soll, ist die große Frage. Die einen sagen, dass diese Kunstwerke verschwinden müssen, andere sind eher der Ansicht, dass sie bleiben sollten. Die flämische Tageszeitung De Standaard fand heraus, dass die Meinungen hier weit auseinandergehen. 

„Searching for utopia“, die goldene Schildkröte von Jan Fabre am Strand von Nieuwpoort an der belgischen Nordseeküste soll bleiben. Nieuwpoorts Bürgermeister Geert Vande Broucke (CD&V) hat kein Problem damit, wie er gegenüber De Standaard sagt: „Viele Künstler schlagen ab und zu heftig über die Stränge. Wenn wir all deren Kunstwerke entfernen müssten, dann wären wir noch lange beschäftigt.“

Doch nicht jeder verteidigt den recht simplen Standpunkt dieses flämischen Christdemokraten. Bei den flämischen Sozialisten Vooruit heißt es z.B. zu dieser Frage, dass ein mit Käfern besetzter Rock von Jan Fabre aus dem Säulensaal des flämischen Landesparlaments in Brüssel verschwinden soll.

Entfernen oder stehen lassen?

„Jetzt, wo ein Richter geurteilt hat, dass die Taten, die Jan Fabre zur Last gelegt werden, bewiesen sind und nach dem er verurteilt wurde, kann dieser Künstler im Flämischen Parlament nicht länger eine Bühne haben“, so die Vooruit-Abgeordneten Katia Segers und Hannelore Goeman in De Standaard.

Weitere Fabre-Kunstwerke sind z.B. in der Kathedrale von Antwerpen, im Guido Gezelle-Haus in Brügge, vor der Universitätsbibliothek in Löwen oder auch auf dem Städtischen Museum für Aktuelle Kunst (SMAK) in Gent zu sehen. Das Kulturzentrum De Singel in Antwerpen entfernte bereits im September 2021 eine Fabre-Skulptur vom Dach des Hauses. Im SMAK hat man sich überlegt, das Kunstwerk vom Museum vielleicht zu entfernen und ins Lager zu bringen. Gleichzeitig will man aber dazu einen Dialog mit dem Publikum, mit den Besuchern führen.

Dem Dialog nicht aus dem Weg gehen

In der Kathedrale von Antwerpen denkt man ähnlich und will einer solchen Debatte nicht aus dem Weg gehen. „Die schmerzlichen Geschichten über sexuellen Missbrauch in der Kirche und in der pastoralen Relation haben uns gelehrt, dass ein präventives Entfernen keine Option ist.“

Fast alle hier genannten Einrichtungen gehen auf den Vorschlag der flämischen Sozialisten ein, hierzu eine Debatte zu führen. Vooruit hat vorgeschlagen, hierzu eine Gesprächsrunde mit dem Gender-Ausschuss im Flämischen Landesparlament zu führen. „Der Mann der die Wolken misst“ von Jan Fabre bleibt bis zu dieser Debatte noch auf dem Dach des SMAK in Gent stehen… 

"Searching for utopia" von Jan Fabre am Strand von Nieuwpoort
VRT/Chantal Van der Beken

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