Nicolas Maeterlinck

CD&V im Umfragetief: Stehen Flanderns Christdemokraten vor der Bedeutungslosigkeit?

Nach dem desaströsen Ergebnis der Wählerumfrage von VRT NWS und De Standard in Flandern befinden sich die Christdemokraten im Ausnahmezustand. Wenn am Sonntag im belgischen Bundesland Flandern gewählt würde, dann entfielen auf die CD&V nur noch 8,7 % der Stimmen. Das ist ein Rückgang um 6,7 % gegenüber der letzten Wahlen für flämischen Landesparlament 2019. Noch schlimmer ist, dass die CD&V damit aktuell zur kleinesten Partei in Flandern wird.

Kurz nach der Veröffentlichung von „De Stemming“ („Die Abstimmung“) unserer Nachrichtenredaktion VRT NWS gemeinsam mit der flämischen Tageszeitung De Standaard gab CD&V-Parteichef Joachim Coens bekannt, dass er von seinem Amt zurücktreten werde und dass es zu vorgezogenen Wahlen zum Parteivorsitz kommen werde.

„Die Umfrage ist für uns dramatisch“, sagte Coens nach der Veröffentlichung der Zahlen: „Vor allem für unsere Militanten, die sich tagtäglich an der Basis für die Christdemokratie einsetzen, ist dies besonders schmerzlich. Ich habe keine gute Umfrage erwartet, denn sie waren in letzter Zeit schon nicht gut, doch jetzt ist es wohl sehr deutlich.“

Der Vorsitzende zieht die Reißleine

CD&V-Parteipräsident Joachim Coens zieht denn auch die Konsequenz aus diesem desaströsen Umfragetief: „Ich werde dem Parteirat am Donnerstag vorschlagen, vorgezogene Wahlen zum Parteivorsitz abzuhalten. Ich denke zudem, dass es nicht an mir ist, um dabei zu kandidieren.“ Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, so Coens, doch dieses negative Umfrageergebnis habe bei ihm wie ein Katalysator gewirkt.

„Politik ist ein Mannschaftsspiel und ich glaube, wir müssen schauen, wie wir das besser machen können. Doch die Hauptverantwortung liegt beim Coach. Ich glaube schon, dass etwas im Zusammenspiel falsch gelaufen ist und daraus müssen wir unsere Lektion für den nächsten Vorsitzenden lernen. Man kann nicht alles zugleich von einer Person erwarten. Es gibt mehrere Spieler auf dem Feld.“

"Die Basis ist da"

Coens gab gegenüber VRT NWS an, dass er seinem Nachfolger eine inhaltlich starke Partei übergeben könne, denn er habe in den vergangenen Jahren für eine Erneuerung auf inhaltlicher und auf organisatorischer Ebene gesorgt und auch bei der Form: „Ich glaube echt, dass in Flandern im Zentrum Platz für eine Volkspartei ist und dass müssen wir jetzt beweisen. Man sieht in den Umfragen, dass viele Menschen ihre Stimme einer Zentrumspartei geben wollen. Die Basis ist da und wir haben die Inhalte geschärft. Jetzt müssen wir vorangehen.

Die Regierung müsse sich wieder mehr mit den Sorgen der Menschen befassen, so Coens und deshalb habe die Partei auf ihrem letzten Parteitag drei Themen in den Fokus gesetzt: „Vernünftige Einkommen, gesundes Leben und ein sicheres Zuhause.“ Mit dem bisherigen Staatsekretär für Asyl und Einwanderung der belgischen Bundesregierung, Sammy Mahdi, hat sich ein erster Kandidat für die Nachfolge gemeldet. Mahdi war bei den letzten Wahlen zum CD&V-Parteivorsitz nur knapp an Joachim Coens gescheitert. 

Joachim Coens...
... zieht die Reißleine
Sammy Mahdi kandidiert

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