Didier Verbaere

North Sea Port: Der Fusionshafen setzt verstärkt auf den Bahntransport

North Sea Port, der Fusionshafen zwischen den flämischen Häfen von Gent und Terneuzen und dem niederländischen Hafen von Vlissingen will bis 2025 15 % mehr Schienentransport erreichen. Dazu wird im Hafen von Gent in die Gleisinfrastruktur investiert. Dort entstehen zwei neue Rangierbahnhöfe für Güterzüge mit einer Länge von bis zu 750 Metern.

33,5 Mio. € investiert der Infrastrukturdienstleister der belgischen Bahngesellschaft NMBS/SNCB, Infrabel, im Hafen von Gent, um den Schienengütertransport zu verstärken. Dort sollen ab 2025 die längsten möglichen Güterzüge in Europa ankommen oder abfahren. Solche Züge können maximal 750 Meter lang sein. Längere Güterzüge sorgen für Kosteneinsparungen und sollen weitere Lastwagen überflüssig machen. Damit soll auch der Mangel an LKW-Fahrern kompensiert werden, der sich auch im North Sea Port bemerkbar macht.

In den vergangenen Jahren stieg der Schienengütertransport in den Häfen des North Sea Port von 5 auf 7 Millionen Tonnen und das neue Ziel ist, diese Kapazität auf bis zu 10 Millionen Tonnen jährlich zu steigern. Dazu sollen die drei Fusionshäfen mehr und mehr zu multimodalen Häfen werden. Unternehmen, die ihre produzierten Waren und Güter transportieren lassen müssen, können mit mehr Schienenverkehr mehr Versorgungs- und Lieferkettensicherheit schaffen, denn der LKW-Verkehr auf der Straße wird durch steigende Verkehrszahlen immer träger und der oben erwähnte Mangel an Lastwagenfahrern tut sein Übriges.

Hinzu kommt noch, und das ist in vielen Bereichen mittlerweile ebenfalls entscheidend, ist der Zug umweltfreundlicher als der LKW. North Sea Port-CEO Dan Schalk stellt dazu fest: „Wir sehen, dass dies mehr Aufmerksamkeit bei den Regierungen findet, aber inzwischen auch bei den Unternehmen.“ 

Rangierbahnhöfe in Gent-Seehafen

Der größte und wichtigste Rangierbahnhof im Genter Hafen hat etwa 60 Gleise in drei sogenannten Gleisgruppen (auch Gleisharfen genannt). Drei lange Gleise sind dem Hafenbetrieb vorbehalten und zwar Unternehmen, die besonders hohe Gütermengen transportieren müssen. Infrabel hat den gesamten Komplex modernisiert mit 23 neuen Weichen, neuen Signalen und neuer Oberleitung.

Im Gleisbereich der Industrieunternehmen in Hafennähe sind ebenfalls Gleise modernisiert worden und inzwischen werden auch die Gleisanschlüsse der Unternehmen selbst erneuert. Dort setzen einige Unternehmen sehr stark auf den Bahntransort, z.B. die ArcelorMittal-Stahltochter Disteel mit wöchentlich 1.000 Tonnen Fracht oder das Chemieunternehmen EOC. 

Investition gegen Bahnanschluss

North Sea Port-CEO Schalk stellt fest, dass immer häufiger bei anstehenden Investitionen in den Genter Hafen auch Gleisanschlüsse gefordert werden. Inzwischen sei in dieser Hinsicht auch die Bereitschaft der Politik gestiegen, für solche Investitionen zusätzliche Zuschüsse freizumachen. Hilfreich dabei ist die Ambition der belgischen Bundesregierung, den Güterverkehr von jetzt 9 % Anteil am Warentransport bis 2030 auf 16 % zu steigern.

Insgesamt werden zwischen 2022 und 2024 33,5 Mio. € zusätzliche Mittel in die Bahninfrastruktur von North Sea Port investiert. 20,6 Mio. € kommen von der belgischen Bundesregierung und weitere 12,9 Mio. € steuert der EU-Wiederaufschwungsplan dazu bei.

Doch nicht nur in diesem Bereich wird in die Bahninfrastruktur investiert. Belgien und die Europäische Union sehen weitere 131,4 Mio. € für den Schienenverkehr in Flandern vor, die in erster Linie in die Häfen von Antwerpen, Zeebrügge und Gent fließen, um damit den Hinterland-Verkehr auszubauen. In der Wallonie werden weitere 45,6 Mio. € aus diesen Zuschusstöpfen in den Güterverkehr der Bahn investiert. 

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