Schon wieder muss eine Kinderkrippe in Flandern nach Beschwerden vorübergehend schließen
Die Kinderkrippe Biejoekes in Zoersel (Provinz Antwerpen) darf vorerst keine Kinder mehr betreuen. Die zuständige Dienststelle ‚Kind en Gezin‘ (dt.: Kind und Familie) setzte die Lizenz nach mehreren Beschwerden und besorgniserregenden Informationen aus. Anfang der Woche musste bereits eine Kindertagesstätte in Westflandern vorübergehend schließen. Insgesamt wurden in diesem Jahr in Flandern schon sieben Kindertagesstätten zeitweilig suspendiert und vier dauerhaft geschlossen.
Die Kinderkrippe Biejoekes wurde vor fast einem Jahr in Zoersel eröffnet. Sie konnte 16 Babys und Kleinkinder pro Tag betreuen. Letzte Woche erhielt ‚Kind en Gezin‘ jedoch alarmierende Meldungen, woraufhin die Dienststelle einschritt.
"Wir haben letzte Woche sehr ernste Beschwerden über pädagogisch unverantwortliches Verhalten in Biejoekes erhalten, bei dem die körperliche und seelische Unversehrtheit der Kinder gefährdet wurde", erklärte Nele Wouters von ‚Kind en Gezin‘. "Es handelte sich um unverantwortliche Bestrafungen, brutale Behandlung und Anschreien der Kinder. Wir haben auch pädagogische Unfähigkeit und grenzverletzendes Verhalten beobachtet".
„Gleichzeitig wurde uns berichtet, dass mehrere Eltern, die ihre Kinder bei Biejoekes in Zoersel untergebracht hatten, nach einer anderen Kindertagesstätte suchten. All diese Faktoren zusammengenommen, ließen bei uns die Alarmglocken schrillen. Anfang der Woche kontaktierten wir die Pflegeinspektion, die weitere Informationen sammelte. Der Ernst der Lage wurde deutlich und es wurde eine Notsuspendierung verhängt. "
Bereits sieben Kindertagesstätten in diesem Jahr vorübergehend geschlossen
Schon Anfang der Woche wurde eine Kindertagesstätte in Langemark (Westflandern) nach einem schwerwiegenden Vorfall, bei dem ein Baby verletzt wurde, vorübergehend geschlossen. Mit der Suspendierung von Biejoekes in Zoersel beläuft sich die Gesamtzahl der von Kind en Gezin vorübergehend geschlossenen Krippen nun auf sieben.
Nach der Behebung ihrer Mängel und wenn eine positive Bewertung folgt, können diese Krippen wieder eröffnet werden.
In den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es schon 7, während im gesamten letzten Jahr 12 Suspendierungen zu verzeichnen waren. In diesem Jahr haben auch vier Kindertagesstätten ihre Lizenz dauerhaft verloren. Im letzten Jahr waren es sieben gewesen.
‚Kind en Gezin‘ erhält immer mehr Beschwerden über besorgniserregende Situationen. Im Jahr 2021 waren es 163 gewesen, im Jahr 2020 90. Aufgrund der Coronapandemie besuchten dann jedoch viel weniger Kinder die Kindertagesstätten. Und auch in diesem Jahr scheint die Zahl der Gefahrensituationen, die ‚Kind en Gezin‘ gemeldet werden, zu steigen.
Die Kinderbetreuungsbranche war in den letzten Monaten nach mehreren Vorfällen in Kindertagesstätten in Aufruhr. Im Februar dieses Jahres starb ein sechs Monate altes Baby in einer Kindertagesstätte in Mariakerke in der Nähe von Gent, wo bereits im Vorfeld Probleme bekannt geworden waren.
Ein Untersuchungsausschuss des flämischen Parlaments prüft derzeit, ob der Tod des Babys hätte verhindert werden können und ob Organisationen wie ‚Kind en Gezin‘ und die Pflegeinspektion Fehler gemacht haben. Der ehemalige flämische Sozialminister, Wouter Beke (CD&V), stand ebenfalls unter Beschuss, und die Affäre war einer der Gründe für seinen Rücktritt vor zwei Wochen.