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Fertilitätsarzt, der mit eigenem Samen befruchtete: Sollen Samenspender in Belgien weiter anonym bleiben?

Seit dem Fall eines Gynäkologen und Fertilitätsarztes in Flandern, der seinen eigenen Sperma nutzte, um Frauen zu Kindern zu verhelfen, steht die Anonymität von Samenspendern einmal mehr zur Diskussion. Eine Person, die möglicherweise durch diesen Samenspender geboren wurde, fand dessen Immunität über DNA-Datenbanken selbst heraus.

In der Politik gehen die Meinungen zu dieser Frage weit auseinander, doch nach Ansicht von Fertilitätsärzten ist es schon jetzt recht einfach möglich, die Identität von Samenspendern herauszufinden. 

In dieser Hinsicht hinke die Gesetzgebung in Belgien aus dem Jahr 2007 etwas hinterher, zumal in anderen europäischen Ländern, wie z.B. in Dänemark sehr freizügig mit diesem Thema umgegangen werde. Und nicht zuletzt ist es inzwischen auch möglich, dass man sich seinen Spender im Internet selbst aussuchen kann. Haben also die traditionellen Samenbanken ausgedient.  

Über DNA-Datenbanken sei die Identität eines Samenspenders heute sehr leicht aufzuspüren, sagt auch Herman Tournaye, Fertilitätsarzt an der Uniklinik Brüssel gegenüber VRT NWS: „Viele junge Menschen werden ihr genetisches Material in Datenbanken eingeben.

"Jeder ist heute zu tracieren"

Nach Ansicht von Statistikern ist eigentlich jeder zu finden, wenn nur 2 % der Bevölkerung diesen Schritt machen. Mann muss nicht einmal selbst sein eigenes genetisches Material in eine solche Datenbank setzen. Es reicht, wenn ein Verwandter das macht und dann wird man auch gefunden.“

Untersuchungen haben zudem ergeben, dass viele potentielle Spender damit aufhören werden, wenn die Anonymität wegfällt. Das Angebot über traditionelle Samenbanken wird demnach zurückgehen und die Menschen werden sich auf die Suche im Internet begeben, auch wenn dies einiges an Risiken berge, da dies möglicherweise ohne ärztliche Begleitung erfolgen wird, so Dr. Tournaye.

Vizepremier De Sutter kann sich ein Ende der Anonymität vorstellen

Vizepremierministerin Petra De Sutter von den flämischen Grünen (Groen - Foto unten), Bundesministerin für den öffentlichen Dienst, ist der Ansicht, dass Kinder das Recht haben, zu wissen, wer ihr biologischer Vater ist, wenn sie mithilfe einer Samenspende oder auch einer Eizellenspende gezeugt wurden.

Dies sagte De Sutter nach dem oben genannten Fall des Gynäkologen, der Frauen mit seinem eigenen genetischen Material befruchtete, gegenüber VRT NWS. De Sutter, selbst Gynäkologin und Fertilitätsärztin, ist der Meinung, dass es heute nicht mehr hinzunehmen sei, dass Kinder über anonyme Samenspenden gezeugt würden.

Diese Menschen hätten ein Anrecht darauf, zu erfahren, wer sie gezeugt habe und wie sie gezeugt wurden. Sie sollten das Recht erhalten, selbst zu entscheiden, ob es ihnen wichtig ist, zu wissen, wer ihr biologischer Erzeuger sei und ob es einen Kontakt zu diesem geben soll, so De Sutter dazu weiter. 

Petra De Sutter

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