Warteliste für Sozialwohnungen in Flandern auf über 180.000 Anwärter gestiegen

Ende 2021 hatten in Flandern 182.000 Personen einen Antrag auf eine Sozialwohnung gestellt. Die Warteliste wird immer länger und ist im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gestiegen. Das geht aus den von Wohnungsbauminister Matthias Diependaele (flämische Nationalisten, N-VA) vorgelegten Zahlen hervor. Insgesamt zählt Flandern etwas mehr als 175.000 Sozialwohnungen. 

Zwischen Dezember 2020 und Dezember 2021 ist die Warteliste für eine Sozialwohnung in Flandern von 169.000 Anwärtern auf 182.000  Anwärter (+8 Prozent) gestiegen. Der Anstieg hält schon seit mehreren Jahren an, ist aber insgesamt rückläufig: 2016 war die Zahl der wartenden Personen um 18 Prozent gestiegen. Im Jahr 2018 waren es noch 14 Prozent, im Jahr 2020 10 Prozent und im Jahr 2021 nur noch 8 Prozent.   

"Diese Zahlen entsprechen unseren Erwartungen", sagte Wohnungsbauminister Matthias Diependaele (Foto unten). Seiner Meinung nach geben die Zahlen auch deshalb ein verzerrtes Bild, weil 2021 - genau wie das Jahr davor - kein "Update-Jahr" war.  

"Alle zwei Jahre wird die Warteliste auf den neuesten Stand gebracht, indem alle Personen kontaktiert werden, um zu prüfen, ob sie noch für eine Sozialwohnung in Frage kommen. Wegen Corona ist das letzte Update 2019 gemacht worden.  In der Zwischenzeit wird in diesem Jahr eine weitere Aktualisierung vorgenommen, so dass wir im nächsten Jahr ein realistischeres Bild der Warteliste haben werden.” 

Nicolas Maeterlinck

175.000 Sozialwohnungen sind nicht genug

Ende letzten Jahres zählte Flandern etwas mehr als 175.000 Sozialwohnungen. Eindeutig nicht genug, wenn man weiß, dass die Warteliste zurzeit mehr als 182.000 Kandidaten umfasst.  

Minister Diependaele räumte ein, dass das Angebot an Sozialwohnungen erhöht werden muss. "Wir arbeiten daran, zum Beispiel durch eine Reform des sozialen Wohnungsbaus. Mit den Fusionen von Wohnungsbaugesellschaften wird der Sektor effizienter und kann mehr gebaut werden.” 

Laut Diependaele ist auch der private Bausektor Teil der Lösung. Anfang des Jahres kündigte der Minister an, er wolle eine halbe Milliarde Euro für den privaten Sektor zur Verfügung zu stellen, während dieser Betrag eigentlich für den Bau von Sozialwohnungen vorgesehen war. Dieser Vorschlag stieß auf großen Protest und musste überarbeitet werden. Die Mittel werden nun nur noch für gemischte Projekte verwendet. Private Akteure können sie nur dann in Anspruch nehmen, wenn sie einen Teil dieser Mittel auch für den sozialen Wohnungsbau verwenden

Sozialwohnungen in Aalst (Provinz Ostflandern)
Radio 2

11.000 Personen bekamen 2021 eine Sozialwohnung zugewiesen

Minister Diependaele weist auch darauf hin, dass einigen Person auf der Warteliste bereits eine Sozialwohnung zugewiesen wurde. "Mehr als 24.000 Anwärter leben derzeit bereits in Sozialwohnungen, wollen aber aus bestimmten Gründen umziehen", so Diependaele: “2021 wurden mehr als 11.000 Bewerbern Sozialwohnungen zugewiesen. Das sind zehn Prozent mehr als im Jahr 2020. Ein Viertel davon konnte nach einer Wartezeit von weniger als einem oder zwei Jahren einziehen. 

Derzeit liegt die durchschnittliche Wartezeit noch bei drei Jahren und zehn Monaten. Diejenigen, die seit mindestens vier Jahren auf der Warteliste stehen, haben Anspruch auf einen Mietzuschuss. Diese Prämie können sie dann von der Monatsmiete abziehen, die sie auf dem privaten Mietmarkt zahlen müssen. Ende 2021 haben fast 16.000 Personen den Mietzuschuss in Anspruch genommen. Der durchschnittliche monatliche Betrag lag bei 180,10 Euro. 

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