Fachärzte in Belgien behandeln auffallend viele Patienten mit Nasenproblemen und führen dies auf Kokain zurück
Hals-, Nasen- und Ohrenärzte in Belgien beobachten einen auffallend starken Anstieg von ersten Problemen an Nasen. Die Ärzte führen dies auf den Konsum von Kokain zurück. Kokain wird zumeist durch die Nase gezogen und dies kann z.B. zu Löchern in der Nasenscheidewand führen. Bei jahrelangem Kokainkonsum können Bereiche in der Nase absterben. „Die Folgen von Kokaingebrauch sind nicht zu unterschätzen“, heißt es bei den Fachärzten dazu.
In der Universitätsklinik von Löwen (UZ Leuven) müssen pro Woche mehrere Patienten behandelt werden, deren Nasen durch häufigem oder langem Kokainkonsum in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ähnlich ist es in der Uniklinik von Gent (UZ Gent), wo in den letzten Jahren ebenfalls vermehrt Patienten vom HNO-Facharzt aufgrund von Perforationen in der Nasenscheidewand behandelt werden müssen. „Bei zwei von drei Patienten haben wir die Vermutung, dass dies eine Folge von Kokainkonsum ist,“ so Thibault Van Zele, Hals-, Nasen- und Ohrenarzt an der Genter Uniklinik. Aber, gesicherte Zahlen liegen dazu nicht vor.
Internationalen Untersuchungen zufolge bekommen 5 % der Kokainkonsumenten früher oder später Löcher in der Nasenscheidewand. HNO Van Zele warnt: „Kokain ist ein Mittel, dass sehr stark die Blutgefäße zusammenzieht und die Nasenscheidewand reagiert sehr sensibel auf eine Verringerung des Blutflusses. Daher kann die Scheidewand schon nach einigen Malen Kokain beginnen, abzusterben, wodurch die Perforationen entstehen.“
"Entzug ist die einzige Lösung"
Die Klagen, die daraufhin erscheinen, gehen von verstopften Nasen und Nasenbluten bis bin zu schmerzhaften Entzündungen, so der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt: „Entzug ist die einzige Lösung. Mit Medikamenten können wir nur wenig machen. Nur das aktive stoppen mit Kokain kann schmerzlindernd sein. Wenn der Patient mit dem Konsum aufhört, können wir nach einigen Monaten oder nach einem Jahr versuchen, die Nasenscheidewand wieder zu dichten. Dazu nutzen wir zur Verfügung stehendes Gewebe oder eine Prothese. Doch das ist nicht immer möglich und hängt von der Größe der Perforierungen ab.“
Die gesamte Nase kann absterben
Nach einem Entzug ist das Risiko auf Rückfall leider sehr hoch, so Peter Hellings von der Uniklinik in Löwen: „Die Beschwerden werden dann immer schlimmer und können auch unwiderruflichen Schaden anrichten. Letztendlich fangen auch das Nasengewebe und der Knorpel an, abzusterben und zwar so sehr, dass das sogar von außen aus sichtbar ist.“
„Es gibt Patienten, die regelrecht ihre Nasenspitze wegschniefen,“ so Hellings. Das bedeutet, dass man nichts anders machen kann, als zu amputieren, auch wenn dies nur äußerst selten vorkomme. Die HNO-Fachärzte legen Wert auf die Feststellung, dass Kokainkonsum nicht unterschätzt werden darf: „Wir haben aber doch den starken Eindruck, dass diese Patientengruppe Jahr für Jahr größer wird und dies in allen Bevölkerungsschichten.“