Bij de tandentrekker, ca. 1625 (fragment) - Museo Nacional del Prado, Madrid

Das Genter Museum für Schöne Künste holt den alten Meister Theodoor Rombouts aus der Vergessenheit zum Vorschein

Das MSK Gent stellt in einer ersten Werkausstellung überhaupt den flämischen Maler Theodoor Rombouts vor. Rombouts, ein Zeitgenosse von P.P. Rubens und Anhänger Michelangelo Merisi da Caravaggios, schuf Meisterwerke, die aus dem Leben gegriffen schienen und riesig große Gemälde. Die einnehmende „Kreuzabnahme“ aus der Sankt-Bavo-Kathedrale von Gent wurde für die Ausstellung extra restauriert.

Theodoor Rombouts malte in seinem kurzen Leben (1597-1637) Bilder, die aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen. In seinen Werken tauchen Kartenspieler und Musikanten ebenso auf, wie Zahnzieher oder Heilige, mystische und mythologische Figuren, Heilige und Raucher. Zu Lebzeigen war Rombouts sehr erfolgreich, wie MSK-Kuratorin Frederica Van Dam gegenüber VRT NWS erzählt: „Rombouts war in seiner Zeit sehr respektiert. Er hatte Erfolg und konnte seine Werke gut verkaufen. Doch er hatte das Pech, dass er berühmtere Zeitgenossen, wie Rubens oder Van Dyck hatte. Nach seinem Tode wurde seine Kunst schnell als Rubens-Stil abgetan, doch Rombouts war von dem italienischen Maler Caravaggio beeinflusst. Und dessen Kunst erfuhr erst im 19. Jahrhundert eine Anerkennung.“

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Christus verdrijft de wisselaars uit de tempel, ca. 1625–32 - Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Antwerpen, artinflanders.be, foto Hugo Maertens.

Der Antwerpener Theodoor Rombouts reiste nach Italien und entdeckte dort die Schule von Caravaggio. Dies kann man in Rombouts Werk an der vielfältigen Anwendung des „chiaroscuro“ erkennen. Dies ist Caravaggions berühmtes Lichtspiel zwischen hell und dunkel. Doch MSK-Kuratorin Van Dam sieht noch mehr darin: „Rombouts verherrlicht seine Figuren nicht. Es sind Menschen aus Fleisch und Blut, die er einfach von der Straße geholt haben könnte. Er setzt sie oft um einen Tisch und lässt sie untereinander mit besonderen Gesichtsausdrücken und schönen Gebärden kommunizieren.“ Oft sind seine Protagonisten in farbenfrohe Kleidungsstücken gewandet. Davon kennt Rombouts einiges, denn er ist der Sohn eines Schneiders…

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Triktrakspelers, 1634 - North Carolina Museum of Art, Raleigh

Die Gemälde von Theodoor Rombouts erscheinen irgendwie wie Theaterstücke, scheinen inszeniert zu sein. Doch wenn man mehr zu den Inhalten erfährt, stellt man fest, dass sich hinter den fröhlich daherkommenden Szenen auch ein düsterer Hintergrund verbergen kann, wie Frederika Van Dam erwähnt: „Man sieht zum Beispiel jemanden, der in die Karten schaut, der also falschspielt. Und andere Figuren werden von einer Kupplerin angesprochen, ob sie nicht vielleicht ins Bordell kommen wollen. Moral der Geschichte: Kartenspiel kann zu moralisch bedenklichen Aktivitäten führen."

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Het kaartspelend gezelschap, ca. 1634-37 - Muzeum Narodowe, Warschau

Auffallend oft tauchen in Rombouts Werken Musikanten und unterschiedliche Musikinstrumente auf, Menschen und Instrumente, die er sehr präzise malte. Beil „Lautenspieler“ sieht man förmlich, wie dieser seine Ohren beim Stimmen seiner Laute spitzt…

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De luitspeler, ca. 1625 - The John G. Johnson Collection - Philadelphia Museum of Art

Doch am faszinierendsten erscheinen die Gesichter und der Gesichtsausdruck in den Werken von Theodoor Rombouts. Bei Christus zum Beispiel, als dieser die Geldwechsler aus dem Tempel wirft. Oder bei Prometheus, als ein Adler dessen Leber ausreißt. Prometheus wurde so brutal bestraft, weil er das Feuer der Götter zu den Menschen gebracht hatte. Ähnlich geht es im Gesicht eines Mannes zu, der beim Zahnzieher sitzt… (Illustration ganz oben)

Das Museum für Schöne Künste in Gent besitzt selbst drei Werke von Rombouts. Doch es gelang dem Haus Werke von ihm aus ganz Europa zu holen und eines kommt für die allererste Rombouts-Ausstellung sogar aus Puerto Rico hierher. Obschon Theodoor Rombouts ein Antwerpener war, hatte er gute Verbindungen nach Gent. Bischof Triest und die Stadt bestellten große Bilder bei ihm. „Die Allegorie der fünf Sinne“ und „Die Allegorie des Schöffengerichts von Gedele“ hingen lange im Rathaus von Gent. Und, wie bereits erwähnt, die „Kreuzabnahme“ aus der Genter Kathedrale wurde extra für diese Ausstellung restauriert. 

„Theodoor Rombouts. Virtuose des flämischen Caravaggismus“, noch bis zum 23. April im MSK Gent, Fernand Scribedreef 1, 9000 Gent, Info: www.mskgent.be   

"De Kruisafneming", ca. 1628-1630 (fragment), Sint-Baafskathedraal Gent

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