In Borgloon (Limburg) kann der Herkbeek wieder mäandern (Foto: Stay Wild - Vlaamse Landmaatschappij)

Wie kann Flanderns Natur gegen Überschwemmungen und Trockenheit geschützt werden?

Innerhalb des sogenannten „Blue Deals“ zum Schutz Flanderns und seiner Landschaften gegen Hochwasser und Trockenheit haben sich zum ersten Mal Landwirte, Naturschützer und die Kommunen zusammengetan und ein Projekt entwickelt. Nach langen und teils mit diametral entgegengesetzten Vorstellungen einigte man sich jetzt auf „Water-Land-Schap“ („Wasser-Land-Schaft“). Dieses Projekt soll die Rahmenbedingungen zum „Blue Deal“ schaffen. 

Fünf Jahre lang hatte das Pilotprojekt „Water-Land-Schap“ (WLS) Landwirte, Naturschützer und die Städte und Gemeinden in Flandern zusammengebracht, um Lösungen zum Schutz vor zu viel bzw. zu wenig Wasser zu entwickeln. Alle Beteiligten haben einen Nutzen davon, dass Wasser nicht ungehindert in die See abfließen kann, doch dass dieses Wasser (aus Niederschlägen resultierend) auch nicht für Überschwemmungen sorgt. Allerdings wurden die Möglichkeiten und Wege dazu oft auch kontrovers diskutiert.

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Neue Grünflächen in Mortsel bei Antwerpen

Die Landwirtschaft in Flandern stand diesem WLS-Pilotprojekt anfangs nicht besonders geneigt gegenüber, doch, so der Hydrologe Patrick Willems, der das Projekt mit ins Leben gerufen hat, „wenn man lange genug miteinander spricht und wenn man fühlt, dass einer einem zuhört, schafft man Vertrauen und dann ist man auch schneller bereit dazu, mitzugehen.“

Bisher haben rund 50 Hektar Land über ganz Flandern verteilt ein besseres Abwassersystem erhalten. Mittels einer peilgesteuerten Drainage können Landwirte schneller und zielgerichteter beschließen, wann sie Wasser für ihre Felder oder Acker benötigen und wann sie Wasser in den Boden versickern lassen können, um die Grundwasserpegel anzuheben.

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Auch Landwirte zeigen Verständnis für den Wasserschutz

Über 100 Verbände und Organisationen arbeiteten an solchen Projekten mit. Gut 40 Hektar Land wurde mehr Kohlenstoff beigefügt und dies mit Holzhäcksel. Rund 30 km Wasserläufe bekamen neue Ufer, bzw. bekamen die Möglichkeit, wieder wie früher durch die Landschaft zu mäandern. Und es wurden rund 30 Dämme aus Pflanzen und Wehre angelegt. 

Wie geht es jetzt weiter?

Phase 1 des „Water-Land-Schap“-Pilotprojekts ist jetzt abgeschlossen, doch WLS 2.0 konnte bereits anlaufen. Dabei wurden jetzt auch Landschafts-Wissenschaftler mit einbezogen. Und jetzt wird auch Rechnung mit Bodenerosion und mit der Wasserqualität getragen, was in der ersten Phase noch nicht der Fall war. Und es soll im Zuge dessen auch mehr Erholungsgebiet für die Menschen angelegt werden.

Was WLS-Projekt ist im Vergleich mit anderen Projekten im Rahmen des „Blue Deals“ recht groß angelegt, doch es gibt noch viel zu tun. Flandern zählt 11 große Wasserbecken, die Teil von rund 100 Strömungsgebieten sind. Davon sind erst 14 Gebiete in der ersten WLS-Phase mit einbezogen worden. In der Phase 2.0 sollen 18 weitere dieser Gebiete erfasst und mit projektiert werden.

Doch dabei handelt es sich vorerst „nur“ um weitere Pilotprojekte. Hydrologe Patrick Willems ist inzwischen allerdings der Ansicht, dass die Zeit der Pilotprojekte langsam vorbei sein sollte. Er plädiert für einen „Blue Deal 2.0“, der verbindlicher sein müsste: „Wir sagen sehr laut, dass man dies als Regierung anpacken sollte. Doch ob die Ambitionen wirklich wahrgemacht werden können, darüber muss die Politik entscheiden.“ 

Hier kann Regenwasser in den Boden einsickern

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