Brüsseler Terrorprozess: Flämische Opfer bezahlen die Übersetzung ihrer Dossiers selbst - Die Rolle des "Mannes mit Hut"

Am Rande des Prozesses um die Terroranschläge auf Brüssel am 22. März 2016 wurde bekannt, dass die Opfer, die aus Flandern kommen, die Übersetzung ihres Dossiers selbst in Französisch selbst bezahlen müssen. Der Prozess wird in französischer Sprache geführt. Jetzt fordern deren Anwälte, dass ihnen diese Kosten von belgischen Staat erstattet werden. Der Prozess selbst befasst sich gerade mit der Rolle von Mohamed Abrini, mit dem „Mann mit Hut“, der seine Bombe damals nicht zur Explosion brachte und danach zu Fuß durch Brüssel lief. 

Um ihre psychischen, physischen oder materiellen Schäden zu belegen, haben die Opfer der damaligen Terroranschläge einige offizielle Dokumente ihren Dossiers für die Neben- und Zivilklagen hinzugefügt. Jetzt erweist sich aber, dass diese Dokumente nicht angenommen werden können, da sie nicht in Französisch, der Sprache, in dem der Prozess geführt wird, sondern in Niederländisch verfasst sind.

Jetzt steht die Frage im Raum, ob die entsprechenden Übersetzungen von einem vereidigten Übersetzer angefertigt werden müssen. Fachleute für Schwurgerichtsverfahren gehen davon aus, dass dies der Fall sein wird, denn das Gesetz schreibt vor, dass alle Dossiers in der Sprache vorgelegt werden müssen, in der der Prozess geführt wird. Die Anwälte der Betroffenen fordern jetzt vom belgischen Staat, dass die anfallenden Übersetzungskosten erstattet werden.

Welche Rolle spielte der „Mann mit Hut“?

Die Untersuchungsrichter und die Ermittler befassen sich derzeit mit der Rolle von Mohamed Abrini. Dieser hatte sich mit seiner Bombe am Tag des Anschlags auf den Flughafen in Zaventem nicht in die Luft gesprengt, sondern war geflohen und zu Fuß von dort aus zurück nach Brüssel gegangen. Dabei wurde er quasi überall von Kameras aufgenommen. Er trug damals ein Anglerhütchen. Seit dem gilt er in dieser Angelegenheit als der „Mann mit Hut“.

Es geht um die Frage, welche Rolle Abrini damals gespielt hat, z.B. bei der Vorbereitung der Anschläge. Er wurde knapp zwei Wochen nach den Attentaten festgenommen. Abrini verließ übrigens auch an diesem Mittwoch wieder den Gerichtssaal in Richtung Haftanstalt Haren. Dies macht er seit zwei Wochen systematisch.

Wie läuft der Prozess in den kommenden Tagen weiter?

In den kommenden Tagen befassen sich die Untersuchungsrichter und die Ermittler auch mit der Rolle der anderen Angeklagten Ibrahim und Smail Farisi, Bilal El Makhoukhi, Osama Krayem, Hervé Bayingana Muhirwa, Sofien Ayari, Salah Abdeslam und Oussama Atar. Letzterer gilt als Auftraggeber der Anschläge auf Brüssel und Zaventem, soll aber 2017 in Syrien bei einem Drohnenangriff der US-Armee ums Leben gekommen sein.

Danach geht es weiter mit der Befragung der Zeugen, was mindestens eine Woche lang dauern wird. 

Mohamed Abrini verlässt wieder den Gerichtssaal
DLE

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