Belgische Reederei lässt Schiffsmotoren entwickeln, die mit Ammoniak betrieben werden sollen
Die belgische Reederei Compagnie Maritime Belge (CMB) lässt Zweitaktmotoren für Bulkfrachter entwickeln, die auf Ammoniak laufen sollen. Dies soll eine möglichst umweltfreundliche Lösung für die sehr umweltschädliche Schifffahrt sein. CMB arbeitet hierbei mit dem schweizerisch-chinesischen Technologieunternehmen WinGD zusammen. CMB und WinGD sind allerdings nicht die ersten und nicht die einzigen, die an einer Lösung für die mit mehrheitlich Bunkeröl angetriebenen Schiffsmotoren arbeiten. Und in wie fern dieser alternative Kraftstoff wirklich nachhaltig und ohne Risiko ist, wird genau beobachtet.
Die ersten Ammoniak-Schiffsmotoren vom Typ „dual-fuel X72DF“ sollen in den Jahren 2025 und 2026 in 10 Hochseefrachtern eingebaut werden, die auf einer Schiffswerft in China hergestellt werden. „Diese Reihe große Bulkschiffe, die mit Ammoniak angetrieben werden, soll die erste Serie ihrer Art werden“, lassen die beiden Unternehmen dazu wissen.
CMB.TECH und WinGD (Winterthur Gas & Diesel) sind davon überzeugt, dass sie den Beweis dafür liefern können, dass Ammoniak und andere kohlenstofffreie Treibstoffe in der Dekarbonisierung der maritimen Industrie eine große Rolle spielen können. Derzeit ist die internationale Schifffahrt für 3 % des gesamten CO²-Ausstoßes in der Welt verantwortlich.
CMB will diese ersten Schiffe durch Bocimar einsetzen, ein Tochterunternehmen, dass auf den Transport von Trockenbulk spezialisiert ist. Später, so CMB-CEO Alexander Saverys, können auch die eigenen Containerschiffe und die Chemiefrachter damit angetrieben werden.
Nachhaltig?
Theoretisch ist Ammoniak nachhaltig, doch der niederländische Wissenschaftsjournalist Marc Seijlhouwer äußerte sich gegenüber der Gratiszeitung für die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs in Belgien, Metro, zurückhaltend dazu: „Es ist nachhaltig, weil man es aus Stickstoff aus der Luft und aus Wasserstoff herstellen kann. Produziert man Ammoniak mit solchem Wasserstoff, dann ist es auch nachhaltig.“
Doch davon sei man noch weit entfernt, so Seijlhouwer weiter: „Vorläufig ist die Produktion von grünem Wasserstoff noch sehr eingeschränkt. So lange es nicht genügend grünen Wasserstoff gibt, hat die Produktion von Ammoniak eher einen sehr großen ökologischen Fußabdruck. Ammoniak ist ein Teil von Kunstdünger und dieser Sektor ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt.“ Bei CMB heißt es dazu, dass man in Zukunft selbst grünes Ammoniak und grünen Wasserstoff herstellen wolle und dies u.a. in Namibia.
Gefährlich?
Dass Ammoniak in der Produktion (noch) sehr umweltschädlich ist, ist ein Problem. Ein anderes Problem ist die Gefahr, die von diesem Produkt als Treibstoff ausgehen kann. Eine im vergangenen Jahr im Auftrag von Maersk, Shell, Euronav und MCS Ship Management (Reedereien und Mineralölkonzerne) durchgeführte Studie schiebt den neuen und alternativen Schiffstreibstoff Ammoniak in die Kategorie „hohes Risiko und nicht akzeptabel.
„Ammoniak landete in dieser Kategorie in Zusammenhang mit einer möglichen Kollision mit einem anderen Schiff“, so Bart Meyvis vom belgischen Hafenmagazin „Flows“ gegenüber Metro: „Auch wenn ein Schiff auf Grund läuft und dabei der Rumpf reißt oder im Fall von Lecks, wodurch Ammoniak auslaufen oder durchsickern kann.“
Laut dieser Studie von 2022 bestehen auch enorme Risiken in dem Augenblick, in dem Schiffe, die mit Ammoniak betrieben werden, gebunkert, also betankt werden: „Ammoniak kann bei diesem Prozess auch auslaufen.“ Ganz gefahrlos kann Ammoniak in dieser Hinsicht nicht wirklich sein, so die entsprechende Studie, „es sei denn, über ausreichende Kontrollen und ein entsprechend angepasstes Regelwerk. Dann kann es auf ein mittelmäßig oder niedriges Risiko heruntergeschraubt werden.“
Wer ist CMB?
Die Compagine Maritime Belge betreibt rund 150 Hochseefrachter über verschiedene Subunternehmen: Trockenbulk mit Bocimar, Container mit Delphis, Chemie mit Bochem und dazu gehört noch Crew Transfer Vessels (Windcat). CMB betreibt Niederlassungen in Japan, Singapur, Hongkong, Deutschland und Großbritannien sowie in den Niederlanden. CMB.TECH bietet neben Ammoniak als Treibstoff seinen Kunden auch Wasserstoff an, die auch zum Teil von Zulieferern kommen.