Anpassung der Rentenreform: Kritik aus Arbeitgeber- und Regierungskreisen

Die Anpassung der Rentenreform vom vergangenen Jahr, die Belgiens Pensionsministerin Karine Lalieux (PS) auf den Tisch gelegt hat, bekommt, wie fast zu erwarten war, nicht überall Zustimmung. Kritik kommt z.B. von flämischen Arbeitgeberverband Unizo und vom belgischen Arbeitgeberverband VBO aber auch aus den eigenen Regierungskreisen.

Vizepremier- und Ministerin für den öffentlichen Dienst, Petra De Sutter von den flämischen Grünen (Groen) glaubt, dass unter Umständen in den Plänen (siehe nebenstehenden Beitrag) ihrer Kabinettskollegin Karine Lalieux von den frankophonen Sozialisten (PS) vor allem Menschen, die nur in Teilzeit arbeiten - was für viele Frauen zutreffe - benachteiligt seien: „Darum ist dies nur verhandelbar, wenn wir die Bedingungen für eine Frührente über die gesamte Laufbahn verteilt zählen und nicht nur die Arbeitstage pro Jahr.“ Dies müsse z.B. der Fall bei Frührenten nach 42 Berufsjahren der Fall sein.

De Sutter hat auch ein Problem mit Bußgeldern für Unternehmen, die zu wenig Mitarbeiter, die älter als 60 Jahre sind, beschäftigen: „Man sollte eher die Arbeitgeber dazu motivieren, um ältere Mitarbeiter einzustellen.“

Bei Sammy Mahdi, dem Vorsitzenden der flämischen Christdemokraten CD&V, heißt es dazu, dass Unternehmen zu bestrafen und gleichzeitig zu „betütteln“ oder mit Quoten zu belegen, widersprüchlich sei und keine Effekte habe: „Das sind alte sozialistische Rezepte mit denen man es nicht schafft, Menschen dazu zu bringen, zu arbeiten.“ Man solle Arbeit eher belohnen, so Mahdi.

Kritik von Seiten der Arbeitgeber

Danny Van Assche, CEO des Mittelstandverbandes Unizo für Flandern und Brüssel, sagte zu diesem Thema, dass diese Frage ganz anders geregelt werden müsse: „Die Herausforderung, um über 60-Jährige aktiv in den Arbeitsmarkt zu integrieren oder zu halten, erfordert eine stimulierende und intersektorale Herangehensweise und kein Bußgeldsystem. Früher aufhören zu arbeiten darf nicht mehr stimuliert werden und Arbeitgeber müssen dazu ermutigt werden, um mit erfahrenen Arbeitnehmern in See zu stechen.“

Ähnlich reagiert Pieter Timmermans von belgischen Unternehmerverband VBO: „Es hat keinen Sinn, um aus Frührenten, Vorruhestand oder anderen Landebahnen quasi ein Recht zu machen, während man auf der anderen Seite Betriebe bestrafen will, die zu wenig ältere Leute beschäftigen.“

Sicher ist, dass sich eine erneute Rentenreform in Belgien quasi aufdrängt. Die Renten in unserem Land brauchen einen finanzierbaren Plan, denn sonst drohen einmal mehr Probleme mit den europäischen Instanzen. Die Europäische Union kritisiert den Pensionsbonus aus dem vergangenen Jahr als zu teuer und droht damit, 850 Mio. € aus dem EU-Wiederaufschwungsplan zurückzuhalten… 

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