VLAM

Studie zu Windenergie und Fischerei: Die Scholle profitiert von den Windkraftanlagen in der Nordsee

Die Scholle, eine der wichtigsten Fischarten für die Fischerei in der südlichen Nordsee, kann sich in der Umgebung von Offshore-Windkraftanlagen auf hoher See sehr gut entwickeln. Dies wird durch eine Studie deutlich, die vor rund einem Monat als Doktorat an der Universität Gent (UGent) publiziert wurde.

Aktuell liefern die insgesamt 8 Offshore-Windparks auf belgischem Hoheitsgebiet in der Nordsee eine Kapazität von 2.262 Megawatt (MW). Bis 2040 will die belgische Bundesregierung diese Kapazität auf bis zu 8.000 MW ausweiten. Dafür müssen weitere dieser Anlagen gebaut werden.

Die heutigen und die zukünftigen europäischen Windkraftanlagen sollen bis zu 10 % der Fläche der Nordsee einnehmen, schreibt die promovierte Wissenschaftlerin Jolien Buyse vom Institut für Landwirtschaft-, Fischerei- und Lebensmittelforschung (ILVO) an der Universität Gent in ihrer Doktorarbeit.

Und diese Fläche ist in den meisten Fällen für andere maritime Aktivitäten kaum noch zugänglich, was besonders den Fischereisektor stört. Die Energieproduktion und die Fischerei reiben sich des Öfteren aneinander…

Wirtschaftliche Belange auf beiden Seiten

In ihrer Doktorarbeit untersuchte Jolien Buyse die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Windparks auf die kommerzielle Fischerei und hier konkret auf die Scholle. Und diese Studie bringt überraschende Resultate zutage. Die Fundamente für die einzelnen Windräder und die darum herum befindlichen Erosions-Schutzmaßnahmen, die zumeist aus Steinen bestehen, bieten offenbar allerlei Meeresorganismen ideale Bedingungen.

Sie ziehen z.B. sogenannte „Anwachs-Fauna“ an, also bestimmte Muschelarten oder Meerespflanzen. Und diese bieten Schollen ausreichend Nahrung. Nicht zuletzt bieten diese Anlagen weiteren Meerestieren oder -organismen, wie kleinen Fischen, Seesternen, Krabben und Hummer Möglichkeiten, sich zu verstecken und zu gedeihen.

Dass Schollen hier über einen langen Zeitraum hinweg ideale Nahrungsmittelbedingungen finden, fördert deren Entwicklung und Wachstum, wie Jolien Buyse herausfand: „Wenn diese Zunahme dafür sorgt, dass die Population der Scholle rund um die Windkraftanlagen zunimmt, dann kann das eventuell für eine Kompensierung für verlorene Fischfangzonen sorgen.“ 

Gleich mehrere Nutznießer

Die Scholle profitiert also von den künstlichen Riffen der Windparkanlagen. Die Fische blieben während der Sommermonate z.B. ununterbrochen in diesen Anlagen und sie hatten sogar, so die Forscherin, bevorzugte Windräder, zu denen sie stets für die Nahrungsaufnahme zurückkehrten.

Die Fischer in der Nordsee können dadurch vielleicht bald vermehrt sehr gut entwickelte Schollen fangen und auf den Markt bringen. Damit profitieren gleich drei Sektoren von diesen Anlagen: Die Energieindustrie, die Fischerei und … die Schollen. 

Meist gelesen auf VRT Nachrichten